Deutsche Werksanlagen
oder Induktionsöfen, um flüssiges oder erkaltetes Eisen mit Hilfe des
elektrischen Stroms in Stahl von besonderer Reinheit umzuschmelzen.
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der Massenware, die in
den großen Konvertern hergestellt wird, und den kleinen Mengen, die
Ein Blick in ein Tiegelstahlwerk
in Elektro- oder Tiegelöfen gewonnen werden. Dort rechnet man mit
Tausenden, ja Millionen von Kilogramm, hier aber geradezu mit
Pfunden. Es ist ein Unterschied wie zwischen einer Küche für Massen—
speisung und einem erstklassigen Speisehaus, wo für Feinschmecker jede
kleine Speise besonders zubereitet wird.
Für die Verarbeitung des Stahls gibt es zwei Wege: Gießen
einerseits und Walzen oder Hämmern und Schmieden andererseits.
Die Herstellung von Stahlformgußstücken hat schon in den letzten Jahren
vor Kriegsausbruch ganz erheblich an Bedeutung gewonnen und hat
im Kriege noch größere Fortschritte gemacht. Gußstücke, die hinsichtlich
der Festigkeit, Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit noch höhere Anfbrde—
rungen erfüllen sollen, als Gußeisen es gestattet, werden als Stahl—
formguß hergestellt. Hierzu verwendet man hauptsächlich Wartinstahl,
Tiegelstahl und Elektrostahl, sowie den in Kleinkonvertern hergestellten
Bessemerstahl. Auf diese Weise ist in Friedenszeiten jedoch nur ein
verhältnismäßig kleiner Teil der gesamten Stahlerzeugung verarbeitet
worden. Im Kriege stieg dagegen die Bedeutung der Stahlgießereien
erheblich, denn der Kriegsbedarf stellte ganz gewaltige Anforde—
rungen an diese Werke. Man denke nur an das Gebiet der Stahl—
gußgranaten, die in Millionen und Milliarden Stück hergestellt wurden.
29