Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Der Zusammenbruch der deutschen Machtstellung im Osten. 
Die Soldatenräte 
Von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung der Lage bei 
den Osttruppen war der am 10. November eintreffende Befehl der Obersten 
Heeresleitung zur Einrichtung von Vertrauensräten. Diese sollten 
ursprünglich in Stärke von einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei 
Gefreiten für jede Kompanie usw. „bestimmt" werden. Schon am 
12. November wurde jedoch diese Bestimmung von der Obersten Heeres- 
leitung dahin geändert, daß die Vertrauensräte aus der freien Wahl der 
Offiziere und Mannschaften hervorgehen und die Zahl der Mitglieder nach 
den Verhältnissen in dem betreffenden Truppenteil bemessen werden sollten. 
Das Telegramm fährt fort: 
„Die Vertrauensräte sind zweckmäßig in allen wirtschaftlichen und 
sozialen Fragen zur engsten Mitarbeit von den Truppenbefehlshabern 
heranzuziehen, damit die Ordnung im Heere aufrechterhalten wird. Die 
der Truppen muß dabei jedoch fest in der Hand der Kommando- 
behörden bleiben. 
In diesem Sinne ist auf die Mannschaften einzuwirken und ist ihnen 
klarzumachen, daß in gegenwärtigem Augenblick, wo die allerschwierigsten 
Bewegungen des Heeres zum Schlüsse des Krieges noch gefordert werden, 
die Rückführung der Armee nur gewährleistet ist, wenn diese Bewegungen 
in strengster Ordnung und Mannszucht zur Ausführung gelangen." 
Der Oberbefehlshaber Oft fügte hinzu, daß die „S o l d a t e n r ä t e" 
— hier taucht in den Akten zum ersten Male dieser Name auf — auf 
Grund der ersten Bestimmung über die Vertrauensräte bei der Entscheidung 
über Urlaub, Auszeichnungen und Disziplinarstrafen mitzuwirken hätten. 
Die Disziplinarstrafgewalt behalte der Führer. Hierüber und über das 
Gerichtswesen sollte besondere Weisung ergehen. 
Damit war ohne zwingenden Grund eine Einrichtung auf den Osten 
übertragen, deren Notwendigkeit auch für den Westen zum mindesten stark 
umstritten ist. Sie mußte für den Osten sich um so bedenklicher auswirken, 
als ihre Ausnützung durch bolschewistisch verseuchte Elemente nahelag. Die 
Verantwortung hierfür trägt die Oberste Heeresleitung, wobei der Name 
nur insofern von Bedeutung ist, als durch die Umwandlung der „Ver- 
trauensräte" in „Soldatenräte" die Anlehnung an das russische Vorbild 
unterstrichen wurde. 
Zunächst allerdings hatte es den Anschein, als ob die neuen Soldaten- 
räte ihre Aufgabe im Sinne der Obersten Heeresleitung auffassen und auf 
die Truppe einen günstigen Einfluß ausüben würden. Im gleichen Sinne 
versuchte auch die Reichsregierung einzuwirken. Sie telegraphierte:
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.