Volltext: Die Rückführung des Ostheeres

Erste Revolutionsnachrichten. 
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nach Rumänien abtransportiert, um Odessa zusammengezogen, weil die 
dortigen österreichisch-ungarischen Truppen sich als unzuverlässig erwiesen'). 
Diese Maßnahmen erschienen um so notwendiger, als die Oberste 
Heeresleitung damit rechnete, daß die Entente, schon um ihre finanziellen 
Aufwendungen für die ukrainische Großindustrie zu sichern, sich keinesfalls 
mit dem Dasein einer unabhängigen Ukraine abfinden, sondern sofort nach 
erzwungener Öffnung der Dardanellen eine Expedition nach Odessa schicken 
und in das Innere des Landes vortreiben würde, um die Herstellung eines 
ungeteilten Großrußlands zu erreichen. Die 7.Landwehr-Division wurde 
demgemäß am 5. November mit dem Küstenschutz von der rumänischen 
Grenze bis Cherson beauftragt. Eine unmittelbare Bedrohung war indessen 
nach einer am selben Tage bekanntgewordenen Äußerung des bisherigen 
türkischen Vizegeneralissimus Enver Pascha zunächst nicht wahrscheinlich. 
Dieser vermutete, daß die Engländer sich zunächst auf die Besetzung von 
Batum und Baku und der dazwischenliegenden Bahn beschränken würden. 
Andererseits brachen in den ersten Novembertagen in Charkow und 
Reval schwere Streiks aus. Die Marinestationen in Libau und Windau 
meuterten. Russische Truppen wurden gegenüber Pleskau und Narwa in 
Versammlung gemeldet. 
Im Hinterlande entwickelten sich schon Anfang November Kämpfe 
zwischen Polen und Ukrainern. Lemberg wurde von den Ukrainern, Lublin 
von den Polen in Besitz genommen. Damit waren die Eisenbahnverbin- 
düngen durch Galizen für die Deutschen gesperrt. Der am 10. November 
erfolgende Umsturz in Warschaus beraubte sie auch der durch Kongreßpolen 
führenden Bahnen, so daß sie plötzlich auf die Verbindungen über Minsk 
—Kowno und Brest-Litowsk—Bialystok allein angewiesen waren. 
Am Nachmittag des 9. November wurden durch Funkspruch der Thron- s. November. 
Verzicht des Kaisers und der Rücktritt des Reichskanzlers Prinzen Max 
von Baden bekannt. 
Am 10. November erließ der Oberbefehlshaber Ost einen Aufruf, in dem 
er die Ausrufung des Abgeordneten Ebert als Reichskanzler mitteilte und 
die Truppe aufforderte, wie bisher Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten 
und die Zufuhr von Lebensmitteln nach der Heimat weiter zu sichern. 
Generalfeldmarschall von Hindenburg wies darauf hin, daß er nach wie 
vor an der Spitze der Obersten Heeresleitung stehe, um die Truppen in 
Ordnung und Festigkeit in die Heimat zurückzuführen. Er sprach die Er- 
Wartung aus, daß alle Kommandobehörden und Offiziere auch weiterhin 
ihre Pflicht tun würden. 
') S. 10. - -) Vgl. Abschnitt HI, S. 22.
	        
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