Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Die Landeswehr in Riga. 
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mandierenden Generals, der schon kurz nach der Einnahme von Riga dem 
Major Fletcher gegenüber auf rücksichtslose Verfolgung des geschlagenen 
Gegners gedrängt hatte. Zur Ausführung kam indessen dieser Gedanke 
zunächst nicht, weil „die Landeswehr in den ersten Tagen nach der Ein¬ 
nahme Rigas völlig damit in Anspruch genommen war, die erreichte Linie 
zu halten und die dringend notwendigen Arbeiten zur Aufräumung und 
Sicherung der Stadt durchzuführen". Außerdem mußten die Lebensmittel¬ 
versorgung der Bevölkerung und die Verwaltung geregelt und für die 
Sicherheit der Truppe und der gutgesinnten Bevölkerung, zumal gegen die 
in Riga versteckten „Rotarmisten", gesorgt werden. Am 29. Mai glaubte 
Major Fletcher indessen „zum letzten Schlage gegen die Bolschewisten in 
Lettland ausholen zu können". Er erließ einen Befehl zur Bildung von 
drei fliegenden Kolonnen, die „dem Gegner auf den Fersen zu bleiben, in 
kühnem Zug durch Südlivland die bedrückte Bevölkerung zu befreien und 
zum Kampf gegen den Bolschewismus zu organisieren haben". Als Ziel 
bezeichnete er die Linie Luban-See—Peipus-See (etwa 120 Kilometer 
nordöstlich Alt-Schwaneburg). Er ging also bewußt über die von dem 
deutschen Generalkommando gestellte Aufgabe hinaus, was nur möglich 
war infolge der eigentümlichen Doppelstellung der Landeswehr als Teil 
der Goltzschen Streitmacht und als Organ der lettländischen Regierung 
sowie infolge der politisch bedingten Zurückhaltung des Generalkomman¬ 
dos. Auch eine Verständigung mit der Eisernen Division erfolgte nicht. 
Zunächst schien alles gut zu gehen. Die drei Kolonnen, im Süden Teile 
der Brigade Ballod, in der Mitte Teile der Landeswehr und der Ruffen- 
abteilung Lieven unter dem Rittmeister von Jena') und im Norden Ab¬ 
teilung Medern und Teile der Landeswehr unter Hauptmann von Medern, 
erreichten bis zum 3. Juni Allasch, Ramozki und Kl. Roop, ohne wesent¬ 
lichen Widerstand zu finden. Die Russen waren ohne Aufenthalt nach Osten 
hinter die Linie Kreuzburg—Luban-See—Peipus-See zurückgegangen und 
hatten auch gegenüber den Esten ihre Stellungen halbwegs Wenden—Walk 
geräumt. 
Durch Mitlesen des estnischen Heeresberichts erfuhr der Oberstab am 
30. Mai, daß sich die estnischen Truppen „mit den lettischen, der Regie¬ 
rung Ulmanis treugebliebenen Truppen vereinigt" hatten. Die Meldung 
erhielt dadurch eine besondere Bedeutung, daß es sich bei dem fraglichen 
Vorgang um eine Eskadron der Brigade Ballod handelte. Trotzdem dachte 
zunächst niemand an Feindseligkeiten gegen die Esten. 
*) Rittmeister von Jena war an Stelle des in die Heimat zurückkehrenden Grafen 
zu Eulenburg Führer des Balten-RegimentS 3 geworden. 
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