Volltext: Die Rainer am Cimone

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Die 7. und 14. Komp, in Stellung auf „Cimone West" 
Auch an der Westfront gestaltet sich der anbrechende 
Morgen recht ereignisreich. Es mag etwa 3 Uhr früh ge 
wesen sein, als die Aufmerksamkeit unserer Posten auf eine 
Unruhe unterhalb unserer Front gelenkt wird. Es scheint 
sich wieder um feindliche Patrouillen zu handeln, die durch 
die Konsequenz, mit welcher sie ihre nächtlichen Unter 
nehmungen zur Beunruhigung unserer Front durchführen, 
unser immer fühlbarer werdendes Ruhebedürfnis syste 
matisch unterbinden. Alarm! Schlaftrunken stürzen die aus 
ihrer Ruhe aufgeschreckten Mannschaften zu ihren Stütz 
punkten. Diesmal sind es größere feindliche Kräfte, die 
gedeckt hinter den Felswänden des steil abbrechenden 
Plateaurandes auf den zur Front der 7. und 14. Komp, 
führenden zwei Annäherungsmöglichkeiten immer wieder 
den Einbruch in unsere Stellung versuchen. Das feindliche 
Infanteriefeuer, das den Plateaurand abstreut, erweckt den 
Eindruck, als ob der Feind längs der ganzen Front angriffe. 
Es ist aber nur das Feuer der uns festhaltenden Gruppen; 
es soll uns verhindern, den unter uns operierenden feind 
lichen Kräften Dinge an den Kopf zu werfen, die die An 
griffslust derselben zu dämpfen vermögen. Und während 
das Vorgehen des Feindes an der Straßensperre und auf 
dem Fußsteige, der zur Front der 7. Komp, führt, durch 
unser Infanterieabwehrfeuer im Keime erstickt wird, sausen 
allerorts Steinlawinen donnernd über den Hang. Wie von 
weither tönt das dumpfe Krachen unserer tief unter uns 
explodierenden Handgranaten. Es ist ein toller Lärm! 
Schreien und Fluchen dringt bis zu uns herauf. Um 3.45 Uhr 
früh wird es endlich stille. Sobald der Morgen einiger 
maßen sichtig geworden ist, hat eine Patrouille der 
14. Komp, die Wirkung unserer Abwehr festzustellen. Es 
ist 6 Uhr früh geworden, als sie sich auf den Weg macht. 
Man mußte vorsichtig sein, um in dem auch von der Werk 
straße aus wenig eingesehenen Terrain des Westhanges 
nicht etwa auf Reste zurückgebliebener Italiener zu stoßen. 
Die Straße ist mit Steinen und Felstrümmern bedeckt Immer 
höher werden linkerhand die Felswände;, die ein gerad 
linig nach abwärts führendes, in dien Fels gehauenes 
Straßenstück begleiten. An einer Stelle wurde es von 
Die Verluste auf „Cimone West" am 2. Juli 
unseren Sappeuren gesprengt. Rechts der Straße gähnt 
ein Abgrund, stellenweise wird er von einem bewaldeten 
Hang abgelöst. Er ist von kleinen Felswänden durchsetzt, 
hinter welchem der Feind, gedeckt und ungesehen von 
uns, eine Belästigung unserer Front durchführen kann. 
Von dort aus scheinen heute früh die festhaltenden 
Gruppen das Feuer auf uns gerichtet zu haben. Doch was 
war das plötzlich? Dort unten, hinter dem kleinen Felsen 
bewegt sich etwas! Italiener! Sind es Feinde, welchen der 
anbrechende Tag den Rückzug abgeschnitten hat? Vor 
sichtig schleichen sich die Rainer heran. Ein Anruf genügt, 
um die erschreckten Feinde zur Übergabe zu bewegen. 
Es sind ihrer drei. Sie gehören dem IR. 209 an. Ein Mann 
der Patrouille führt sie zurück. Sie hat damit ihre Aufgabe 
noch nicht erfüllt. Noch ist das Straßenstück unterhalb der 
Front der 7. Komp, aufzuklären. Ein Punkt, von dem es bis 
zur Serpentine überblickt werden kann, ist bald erreicht. 
Ein erschütternder Anblick! Die Straße ist bedeckt mit den 
Leichen vieler Italiener, die heute früh im Kampfe gefallen 
sind. Auch viele Schwerverwundete sind darunter. Unweit 
vom Standpunkt der Patrouille liegt auf einer Tragbahre 
ein italienischer Offizier. Noch etwas ist es, was ihrer Auf 
merksamkeit nicht entgeht. Dort, wo die Straße die erste 
Kehre bildet, etwa im Raume tief unterhalb des linken 
Flügels der 7. Komp., ist hinter einer steilen Felswand, die 
den Steilabfall des Plateaus stufenförmig fortsetzt, eine 
größere feindliche Abteilung zu sehen. Von unserer Stel 
lung am Plateaurande, durch Infanteriefeuer oder Hand 
granaten unerreichbar, scheint diese feindliche Abteilung 
der Rest der heute früh angreifenden Kräfte zu sein, die 
von demselben Schicksal betroffen wurden, wie die drei von 
uns eingebrachten Italiener. Das war eine wertvolle Mel 
dung, die der Komp. Lt. K i r ch w e g e r eine größere Auf 
merksamkeit auferlegte. Untertags rührt sich dort nichts. 
Aber am Abend wird es lebendig! In kleinen Gruppen 
versuchen die Italiener den Rückzug auf der Straße ins Tal 
anzutreten. Hei! Wie das Feuer unserer Mannschaft auf 
sie niederprasselt, wie sie laufen, als wenn der Teufel sich 
an ihre Fersen heftete! 
1916. 
Verwundet: 
Hillinger Josef, Ldstm., 16. Komp. Schernhammer Johann, Ldstm., 16. Komp. 
Mehrnbach, Ried, O.-ö. Altheim, Mauerkirchen, O.-ö.
	        
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