Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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Mühlsteindiebstahl. 
Der Bandlkrämer Nikolai Reuter hatte auf dem Mühlsteinlager¬ 
platz in Linz zwei Mühlsteine gestohlen und weiterverkauft, weshalb 
er im Arrest saß und ein Fragebogen an die vier beteiligten Mühlstein¬ 
brechermeister Matthias Enengl, Michael Puchberger, Franz Proyer 
und Kaspar Purgholzer über die verfaßte Interrogatoria Jurato abge¬ 
hört am 1. Juli 1723. Das Schreiben wurde an den wohledlen, gestrengen 
Herrn Staatsrichter Georg Gotthardt Payrhuber geschickt. 
1. Fragstuckh: Wie Deponent mit Taus, und Zunamen heiße und 
wo er seßhaft sei. — Antwort: Er nenne sich Matthias Enengl und wäre 
ein „verglübter" (angelobter) Bürger und Hammerschmied allhier im 
Markte Perg. 
2. Frage: Ob er den im Stadtgericht Linz im Arrest liegenden 
Nicolum Reuther kenne? — Antwort: Er habe ihn zu Linz nächst der 
Donau in der Mühlsteinlagerstätte gesehen. 
3. Frage: Ob er sonst keine absonderliche Bekanntschaft mit ihm 
gehabt habe, gezecht oder getrunken? — Antwort: Nein. 
4. Frage: Ob er ihm nicht Commission gegeben, seine Mühlsteine 
zu verkaufen oder an Kundschaften anzubringen. — Antwort: Nein. 
5. Frage: Ob ihm in der Zeit von drei bis vier Iahren in seinen 
Mühlsteinen zu Linz etwas verloren gegangen, wieviel Stuck und wie 
groß selbe waren? — Antwort: Er hat sich zu Bartelmäu' 1721 zwei 
Stück Mühlsteine, welche ei, unter Aufsicht des Herrn Kemps gehabt, 
wovon einer 13, der andere aber 12 Zoll gehalten, abgängig befunden, 
von Herrn Kempfen mit 12 fl. 30 kr. die Vergütung empfangen. 
6. Frage: Ob ihm weiterhin in dieser Sache nichts mehr bekannt 
oder wesentlich sey? — Antwort: Nein, er wisse weiter nichts, will 
seine Aussag abgeschlossen haben. 
Technisches. 
Wie schon unter dem geschichtlichen Teil erwähnt, schätzt man das 
Alter der Perger Mühlsteinindustrie auf zirka 800 Jahre zurück. Bis 
in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts gebrauchten sämtliche 
Mühlen größeren und kleineren Umsanges ausschließlich Ratursand- 
steine mit der Eigenschaft des Beibehaltens einer besonders rauhen 
Oberfläche während des Mahlprozesses. Naturmühlsteine wurden an 
manchen Orten gewonnen, doch scheint der Perger Mühlstein gerade 
wegen der hervorragenden Eignung seines Materiales in Mitteleuropa 
eine schöne Verbreitung gefunden zu haben. Davon zeugen z. B. die 
Ausstellungsdiplome der Familie Burgholzer aus dem Jahre 1804 aus 
Stettin, aus denen man schließen kann, daß von diesem Hasen weg auch
	        
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