Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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20. Mai 1704, glaubte sich die Herrschaft Steyregg bemüßigt zu fühlen, 
mit einer Beschwerde gegen die Mühlsteinhauer von Perg vorzugehen. 
Der Herr Pfleger meint, auf einer Inspektionsreise gesehen zu haben, 
daß die Mühlsteinhauer von Perg auf herrschaftlich Steyreggergrund 
bei Zeitling ohne alle Berechtigung sich des Steinbruches bedienen, wo¬ 
durch dem Rechte und der Gerechtigkeit seines Herrn Grafen ein „un¬ 
leidlich grober Schimpf und Gewalt" angetan worden sei, und daß 
man bei Verweigerung behördlicher „Satisfaktion" die Beschwerde 
höheren Ortes einzubringen gezwungen sei. Die interessante Erwiderung 
des Marktgerichtes Perg stützte sich wieder auf die bestehenden kaiser¬ 
lichen Privilegien und bewies die ganze Schuldlosigkeit der Mühlstein¬ 
brechermeister und führte die nötigen Punkte in voller Deutlichkeit an. 
Mühlstem-Handelskompagnie (privilegierte). 
In welchem Jahr die Handelskompagnie gegründet wurde, ist nicht 
genau festzustellen. Die Akten der Mühlftein-Handelskompagnie wurden 
feit 1791 mit einem eingeführten Wappensiegel der Gesellschaft versehen. 
Dasselbe zeigt zwei aufsteigende Löwen, die in ihren Pranken zwei über 
einen Mühlstein geneigte und dadurch ein M bildende Spitzhämmer 
hatten. Darüber eine fünfzackige Krone und die Jahreszahl 1791. In 
einem Schuldbrief vom 1. Jänner 1763 wird zum erstenmal die „Kayser¬ 
lich Königlich privilegierte Müllsteinbrecher und Müllstein Hand- 
lungs Compagnie im Marckt Perg" erwähnt, ferners 7. Juli 1766 
(Seite 102) mit gleichem Titel eine Urkunde unterfertigt. 
Die Grundstücke, in denen Mühlstein gewonnen wurde, waren nicht 
immer Eigenbesitz der Mühlsteinhauer, sondern gehörten den Besitzern 
im Markte Perg. Es war demzufolge ein Pacht zu entrichten, der jähr¬ 
lich zirka 18 Schilling (alte) betrug. 
In den kriegerischen Iahren zu Kaiser Josefs Zeiten war eine Reise 
noch ebenso beschwerlich wie gefahrvoll. Daher ließ sich Michael Fries 
einen Reisepaß ausstellen, der lautet: „Borweiser dieses, Michael Fries, 
hierorts Nr. 46 hausansässig und Grund habender Bürger und Mühl¬ 
steinbrecher, 21 Jahre alt, großer Statur, ist willens, von hier nach 
Stockerei in Niederösterreich zu reisen, um sich dortselbst wegen Er¬ 
lernung des Mühlsteinabrichtens bei *4 Jahr lang aufzuhalten. Damit 
aber selber nicht etwa eines Verdachtes wegen angehalten wird, so 
haben wir ihm auf sein Ansuchen, dieses Zeugnis der Wahrheit zur 
Steuer zu erteilen, für gut befunden und zugleich möchten wir alle 
löbl. Militär- u. Zivil Obrigkeiten, um diesen „pahs" und repahsirung 
obgemeldeten Mich! Fries höflich ersuchen. In Urkunde dessen nach¬ 
stehende Fertigung: Markt Perg, den 12. April 1790. Josef Fries, 
Bürgermeister Franz Bor. Ramor, Magistratsrat und Syndicus (dessen 
19jährige Tochter Aloisia Ramor Dr. Schober, Großvater des f Alt- 
bundeskanzlers, am 14. April ehelichte).
	        
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