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Leichenbegängnisses und verbrannte schließlich unter dem Gejohle des ausgelassenen
Pöbels den Popanz vor dem Jesuitenkollegium, wobei der Pater Rektor desselben
vom Fenster aus alles ansehen und anhören mußte.1)
Nidhards Freunde hatten daran gedacht, Madrid in Verteidigungszustand zu
setzen. Das königliche Landhaus Pardo, zwei Segnen von der Stadt, war zum
Waffenplatze gemacht worden. Nur widerwillig gehorchten die Soldaten dein Befehle
der Königin, sich zu sammeln, und die Bevölkerung murrte offen wider die Regierung,
welche die Hauptstadt den Drangsalen eines Bürgerkrieges aussetze. Pennaranda
wußte übrigens die ohnehin unzureichenden Vorbereitungen der Königin für einen
bewaffneten Widerstand zu hintertreiben.
Je mehr sich Don Juan den castilischen Grenzen näherte, um so mehr wuchs
die Erregung auch in Castilien. Jnr Namen des gesamten Adels erklärte sich der
Herzog von Alba in einem, wie es Pötting nennt,2) „sehr frechen" Schreiben vom
27. Jänner gegen Nidhard, der gleichsam als ein unrechtmäßiger Besitzer dessen
betrachtet wurde, was durch Geburt und Verdienst den einheimischen Edelleuten gehöre.
Don Juans Erhebung erregte auch außer Landes gewaltiges Aufsehen. Der
französische König drängte den Kaiser zum Einschreiten; das Königskind, welches
damals wieder erkrankt war, werde bald mit Tod abgehen und dann Don Juan
die Hand nach der Krone ausstrecken; man müsse darum rasch die Gesandten mit
Vollmacht ausstatten. Allein Leopold verweigerte jeden Schritt; man dürfe den
Spaniern keinen Anstoß geben.3)
10. Die Entlassung Nidhards.
Mittlerweile war Don Inan der Hauptstadt immer näher gerückt. Mündliche
Verhandlungen mit ihm, die seitens der Königin durch eigene Abgesandte mehrfach
versucht worden waren, hatten stattgefunden, jedoch zu keinem Uebereinkommen
geführt. Der Prinz begehrte mündlich und schriftlich immer wieder die Entlassung Nid-
hards. Drei Meilen von Madrid entfernt machte er am 24. Februar Halt. Am
Nachmittag desselben Tages erschien der päpstliche Nuntius bei ihm und brachte unter
anderem auch das Ersuchen der Junta vor, Don Juan möge sich nach Guadalajara
zurückziehen oder der Königin eine viertägige Frist zur Entschließung gewähren.
Don Juan wollte aber weder das eine noch das andere, sondern verlangte die sofortige
Entlassung Nidhards aus Spanien, dann werde er, wenn sein Begehren erfüllt
sein werde, der gehorsamste aller Untertanen sein. Der Nuntius brachte noch am
Abende des gleichen Tages die Antwort nach Madrid, Nidhard müsse am folgenden
Morgen um 8 Uhr die Stadt verlassen; der Prinz habe gedroht, er werde ihn
sonst eigenhändig zum Fenster hinausstürzen.4)
Es war wohl an der Zeit, die Dinge nicht aufs äußerste kommen zu
lassen. In der Stadt konnte man bereits hochverräterische Rufe hören. Es kann
als sicher angenommen werden, daß viele Don Juan zum Könige wünschten.5) Der
Rat von Castilien, der noch bis 10 Uhr nachts versammelt war, erklärte sich für
die Entlassung Nidhards. Der folgende Morgen sah die Stadt in gewaltiger Auf-
regung. Man befürchtete einen Zusammenstoß in Madrid selbst, Brand und
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1) Relation I. S. 387 und 388.
2) Schreiben vom 6. Februar 1669.
3 ) Weiß a. a. O. S. 293.
4 ) Relation II. S. 17 und 18.
5 ) Pribram und Pragenau I. S. LXXV, Anm. 3.