Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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Nach geschehener Unterfertigung und Verlautbarung des Dekretes begaben 
sich der Kardinal-Erzbischof von Toledo und Pennaranda zu Nidhard, um ihn über 
das Vorgefallene zu unterrichten. Beide erboten sich, ihn mit ansehnlichen Geld 
mitteln für die Reise und nächste Zukunft auszustatten. Der Pater lehnte dankend 
ab. „Wir müssen zum Lobe des gestürzten Ministers sagen", bemerkt Coxe, 
„daß er ein seltenes Beispiel von Selbstlosigkeit gab. Er wies die Geldgeschenke, 
welche ihm von mehreren Personen, unter anderem von dem Kardinal von Aragon 
und dem Grafen Pennaranda angeboten wurden, zurück. Er zog es vor, um seine 
eigenen Worte zu gebrauchen, Spanien als armer Priester, wie er gekommen war, 
zu verlassen. "1) 
Pötting ließ sich bei Nidhard nicht blicken und mußte darob später einen 
Verweis des Kaisers hinnehmen. Nachdem ihn der Kaiser beauftragt hatte, darauf 
zu sehen, daß die an Nidhard gerichteten Schreiben nicht in andere Hände fielen, 
bemerkte er: „Habe auch gnädigst nit bergen wollen, daß man allher geschrieben, 
Pötting hätte den Nidhard in diesem seinen Unglück nit allein nix an die Hand 
gestanden, so auch nit wäre de tempore (den Zeitumständen entsprechend) gwest, 
sondern sogar auch kein Civilität (Artigkeit) ihm erwiesen, auch gar kein recado 
(Zeichen der Anteilnahme) ihm geben lassen, da doch alle externi et interni 
(fremden und einheimischen Würdenträger) ihm condoliert und complementiert haben, 
und also viel die Meinung haben, der Kaiser verstehe sich mit Don Juan und 
approbire seine dissegni (Pläne). Weilen aber das gar nit a tempo (den Umständen 
gemäß), also habe ich es Euch lieber selbst im Vertrauen erindern wollen." 2) 
Was die Abreise Nidhards 3) aus Madrid anbelangt, so befürchtete der Kardinal- 
Erzbischof von Toledo, der gestürzte Minister möchte hiebei irgendeiner Beleidigung 
oder Verhöhnung ausgesetzt sein. In Begleitung seiner beiden Neffen bestieg er 
deshalb nach Tisch seinen Reisewagen, während die Herzoge von Aveiro und Maqueda 
nebst dem Marques von Liche ein zweites Gefährte benützten, und nahm den Pater 
zu sich in seine Equipage und brachte ihn so von dessen Wohnung weg auf die 
schnellste und sicherste Weise aus der Stadt; denn der Volksauflauf wuchs stetig, 
so daß man Demonstrationen befürchten konnte. Die getroffenen Vorsichtsmaßregeln 
und die Anwesenheit des Kardinals trugen jedoch wesentlich bei, den Pöbel in 
respektvoller Entfernung zu halten, obgleich nicht verhindert werden konnte, daß 
die Reisegesellschaft einige anzügliche Reden zu hören und etliche Steine, die man 
gegen sie schleuderte, zu sehen bekam. 
Der Kardinal begleitete Nidhard ungefähr zwei Leguen weit bis Funcaral, 
woselbst er ihn bei dem dortigen Pfarrer ließ. Seine Dienerschaft hatte den Auf- 
trag, den Pater noch weiter zu begleiten, zu bedienen, ihm die Bespannung Seiner 
Eminenz zur Verfügung zu stellen und ihn freizuhalten, so lange er sich im Erz- 
bistum befände. Am folgenden Tage langte Nidhard in dem Flecken St. Augustin an. 
Von dort schrieb er an die Königin und erteilte ihr Ratschläge mit der Bitte, die 
erledigten Stellen im Rate der Inquisition ungeachtet aller Schwierigkeiten zu besetzen. 
_______ 
1) Coxe st. st. O. S. 26. (Einleitung); zitiert vou Cretineau-Joly a. st. O. S. 143. — 
Auch „Tlieatrum Europaeum“ (Frankfurt 1677. X. S. 125) berichtet: „Im übrigen hatte 
sich derselbe bei seinem Abzuge so generös bewiesen, daß er vom Cardinal von Aragon 
30.000 Dukaten und vom Grafen von Pignoranda 1000 Pistolen ( spanisches Goldgeld) anzu- 
nehmen geweigert, sagende, daß er als armer Religiös (Ordensmann) in Spanien kommen 
wäre, und auch so wieder von dannen zu ziehen begehrte." — Die mit dem Kardinal in 
Verbindung gebrachte Summe ist jedenfalls viel zu hoch gegriffen. 
2 ) Schreiben vom 10. April 1669. 
3 ) Die folgende Schilderung nach Relation II. S. 24 ff.
	        
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