Volltext: Einkreisung und Durchbruch der Zentralmächte [15/16]

sich, als sie durch Deutschlands Eingreifen abgeschnitten wurden. 
Am 31. Juli sendete Deutschland ein Ultimatum an Rußland." 
— Auch in diesen Sätzen wird das englische Publikum belogen, 
und zwar durch die Verschweigung der alles entscheidenden 
Tatsache, die dann erst später nebenbei erwähnt wird, daß 
Deutschland dieses Ultimatum sendete, weil Rußland, 
wie gesagt, am 31. Juli die allgemeine Mobilisierung 
angeordnet hatte. Wenn die Regierung Rußlands, das hurt- 
dertfünfzig Millionen Menschen zählt und das zehn Millionen 
Soldaten ausbringen kann, die allgemeine Mobilisierung 
anbefahl, so war es Pflicht der deutschen Regierung, ihr 
Land zu schützen, wie sie übrigens durch ihren Vertreter in 
Petersburg der russischen warnend schon vorausgesagt hatte. 
Das Altimatum war die Aufforderung, die Mobilisierung 
rückgängig zu machen, da anderenfalls auch Deutschland 
mobilisieren werde. Die Aufforderung blieb ohne Antwort. 
Was jene angebliche vorübergehende Ablehnung Österreich- 
Ungarns betrifft, so ist sie von Sasonow zwar behauptet worden, 
aber die Behauptung war nicht richtig. Vor allem hatte 
Gras Berchtold dem russischen Minister schon erklären lassen, 
daß wir nicht beabsichtigten, die Integrität oder Souveränität 
Serbiens anzutasten. Solange der Krieg lokalisiert bleibe, 
beabsichtigten wir keine Gebietseroberungen. Am 29. Juli 
sagte Botschafter Graf Szäpäry dem Minister Sasonow aus¬ 
drücklich, es lasse sich zwar nicht über den Text der Noten an 
Serbien und über den Konflikt mit Serbien diskutieren, im 
übrigen aber sei Hsterreich-Ungarn immer bereit, mit der 
russischen Regierung über österreichisch-ungarische und russische 
Interessen in Fühlung zu treten. Wir wollten ein gutes Ver¬ 
hältnis zu Rußland, aber ein Verhältnis, wobei es keine russische 
Protektorrolle für ein von Rußland ermutigtes und aufgehetztes 
Serbien gab. Wenn Rußland diese Rolle um jeden Preis 
spielen wollte, dann allerdings war der Krieg unvermeidlich. 
Schon in demselben Gespräch vom 29. teilte ja Sasonow mit, 
daß die Veröffentlichung eines Befehls zur Mobilisierung 
in weitem Umfange „heute erfolgen" werde. Er fügte hinzu; 
daß diese Truppen nicht dazu bestimmt seien, über Österreich- 
Ungarn herzufallen; sie würden nur Gewehr bei Fuß stehen, 
was natürlich nicht wahr war. 
Rußland wollte eben für seinen Vorreiter Serbien ein- 
treten und bei dieser Gelegenheit endlich einmal alles, was es 
gegen uns und Deutschland und die Türkei beabsichtigte, 
durchführen. Daher ging es über die Versicherung, daß 
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