Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

noch wie! Berserker 
geworden, der eine wie 
der andere, überwan-- 
den sie alle Hindernisse, 
schlugen alles, was 
ihnen in den Weg trat 
nieder und errangen 
sich den Besitz des 
Bahndammes etwas 
abseits der 74er. 
Die Gewinnung des 
Bahndammes unter 
der Festung durch das 
Bataillon III./74.uud 
nunmehr durch diese 
drei Züge 84 er wäre 
wahrscheinlich trotz aU 
ler Schneidigkeit der 
Braven nicht so rasch, 
ja vielleicht überhaupt 
nicht gelungen, wenn 
nicht ein Teil der 
feindlichen Truppen 
im Nachbarabschnitt 
durch die wenige Minuten früher etwas stromabwärts 
erfolgte Landung des IV./87. Bataillons gehindert worden 
wäre, in den Kampf mit jenen einzugreifen. Dabei spielte 
der günstige Zufall mit, daß sich auch beim Bataillon der 
87er die Landung verzögert hatte, wodurch es gerade im 
richtigen Augenblick das serbische Ufer erreichte. Eingeschifft 
auf Poutoueu, war es zur festgesetzten Stunde vom Süd-- 
ende der Reiherinsel abgestoßen, jedoch gerieten jene in den 
Lichtkegel eines feindlichen Scheinwerfers und wurden ge- 
nötigt, bei der Kozarainsel unter Land zu gehen. Dies 
brachte natürlich etwas Unordnung mit sich, so daß es schon 
die vierte Stunde des Morgens war, als die Pontone mit dem 
Bataillon neuerdings abstoßen konnten. Dafür fanden sie 
jetzt desto günstigere Verhältnisse vor. Sie brauchten nur 
einfach die Donau zu überqueren, wobei es überdies zu er- 
warten stand, daß der Feind die Verschiffung zum mindesten 
nicht gleich bemerken werbe, denn hier war der Strom bei 
weitem nicht so hell beleuchtet, wie unmittelbar vor der Festung. 
Auch war anzunehmen, daß der Feind in den an und hinter 
der ins Auge gefaßten Landungsstelle befindlichen einfachen 
Deckungen durch die vorangegangene Artilleriebeschießung 
weit mehr gelitten hatte, als in den aus altem, gediegenem 
Mauerwerk festgefügten Befestigungen, sonach gehofft werden 
konnte, daß seine Widerstandskraft nicht mehr erheblich sein 
dürfte. Der günstigste Umstand für die Überfchiffnng des 
87er Bataillons an dieser Stelle dürfte jedoch der gewesen 
sein, daß zur Zeit die Aufmerksamkeit der Serben völlig 
durch die Anfahrt der Gruppe aus Zemun in Anspruch ge-- 
uommen war. Jene sahen sie, ganz deutlich sogar auf der 
hellerleuchteten Wasserfläche nordwestlich des Kalimegdan; 
sahen die lange Pontonflottille, die Gefahr, die da immer 
näher und näher an sie herankam, und gebannt durch sie, 
hatten sie kein Auge für etwas anderes. So ging denn die 
Fahrt des 87er Bataillons Obstlt. Peter vom Feinde 
gänzlich unbelästigt vonstatten. Erst als sich das Bataillon 
zum Landen anschickte, bemerkten die Serben, was ihre 
Unachtsamkeit versäumt hatte. Nun überstürzte sich ihre 
Infanterie, schoß und schoß — und überschoß im blinden 
Eifer beharrlich das Ziel. Das Bataillon konnte sich also 
Serbische Deckungen an der Dona». Die Kreuze bezeichnen die Einbruchsstelle der Sturmtrnppen. 
leicht, ohne irgend welche Verluste zu erleiden, sammeln und 
griff sogleich an. Die Serben, mehr ober minder überrascht, 
verloren zwar nicht den Mut, aber den Kopf, so daß die 87 er 
bald Herren eines weiteren Stückes des Bahndammes wurden. 
Die Pioniere, die auf ihren Pontonen das Bataillon so 
glücklich herüberbrachten, hatten ihrerseits nicht schlechter die 
Überraschung des Feindes ausgenützt, waren, noch bevor 
sie dessen Artillerie fand, schnell wieder abgestoßen und ans 
jenseitige Ufer zum Finanzwachposten Uj Borcfa gefahren, 
wo sie nun das Feldjägerbataillon 15 an Bord nahmen. 
So kam auch dieses Bataillon, gleich seinem Vorgänger, 
unbelästigt vom Feind ans andere Ufer, landete beim Finanz- 
wachhaus, entwickelte sich, griff an und bemächtigte sich bis 
zum Tagesanbruch der dortigen Strecke des Bahndammes. 
Die Pontone hatten diesmal auf ihrer Rückfahrt leider 
schon eine ziemliche Last, viele Verwundete, mitzunehmen. 
Mit deren Auflesen und Einschiffen ging natürlich beträchtlich 
Zeit verloren, und da die Pioniere nach den vorhergegangenen 
großen Anstrengungen stark ermüdet waren, so ging auch 
die Rückfahrt selbst nur langsam vor sich. Dadurch geschaht, 
daß bloß ein Teil der Fahrzeuge dieser Gruppe zeitgerecht 
beim Finanzwachhaus Uj Borcsa eintraf, um noch wenig- 
stens im Dämmer des Morgens, wenn nicht schon im Schutze 
der Nacht, Teile der dort noch zur Uberschiffung bereitstehenden 
Truppen ans andere Ufer zu bringen. Es waren dies der 
Stab, dann die ?. und 6. Kompagnie des II. Bataillons 
vom Infanterieregiment 60. Rasch schifften sie sich ein, 
und die Pontone stießen ab. Alles ging nach Gefallen leicht 
und flink, und sogar die Mitte des Stromes wurde unbehelligt 
erreicht. Dann bemerkte aber die serbische Artillerie, welches 
Schnippchen ihr da geschlagen wurde und begann gegen 
die Pontone wie von Sinnen Feuer zu speien — natürlich 
auch Eisen und Blei; doch dieser kernige Auswurf ihrer Wut 
patschte durchweg ins Wasser daneben; auch als die kleine 
Truppe landete, bekam sie nur wenig davon ab. So war 
denn alles besser verlaufen, als selbst der Leichtfertigste zu 
hoffen gewagt hätte. Doch das Geschick ist unerbittlich, und 
hatte es sich dieser einen Truppe gewogen gezeigt, so hielt es 
sich dann an den anderen zwei Koinpagnien des Bataillons 
Die Eroberung von Belgrad.
	        
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