Wie es zum italil
nell Rodd, die französische Loge und ihr politisches
Gefolge schon damals zu drillen begannen. Da waren vor
allem die Zeitungen, die nur von französischen Siegen wußten,
Deutschland und Hsterreich-Ungarn täglich vernichteten,
Hindenburgs Erfolge durch ihre „militärischen Sachver-
ständigen" verkleinern ließen, die Kriegsberichte der Mittel--
mächte versteckten, deutsche Greuel erfanden und die Alliierten
Tag um Tag mit Balkenlettern feierten. (Die alte Klage
über die allzuguten Vertreter der feindlichen Presse im
Ausland wurde damals mit Grund erneuert; was konnte
nicht ein Korrespondent wie D i l l o n den Engländern von
Rom aus alles mitteilen!) Mussolini, ehemals Sozial-
demokrat, wurde ein wütender Nationalist und bekam
sein eigenes Blatt, Bücher und Broschüren ereiferten sich
für das heroische Frankreich und für — die unerlösten Brüder.
Maeterlinck begeisterte die Italiener für Belgien,
belgische Redner erregten Mitleid für ihr geopfertes Land
und Wut und Haß gegen die deutschen Unterdrücker. Die
Straß? (la piazza) begann zu schreien und einzuschüchtern,
und Gold, viel Gold floß. Bald gab es eine immer rücksichts-
losere Partei gegen die Zentralmächte, und je schwächer sie
an Zahl war, desto größer war ihr Geschick und ihre Macht.
Salandra gab sich ihr ohne jede Hemmung hin: er
selbst hat später gestanden, daß er einen seiner Minister,
Orlando, nur durch das Versprechen, den Krieg vor--
zubereiten, für sein Kabinett gewinnen konnte. Aber damals
durfte er noch nicht allzu offen sein. Doch enthielt die Rede,
mit der er sich am z. Dezember der Kammer vorstellte, schon
genug: sie enthielt die Schlagworte vom „geheiligten Egoist
mus" Italiens, von den „gerechten Forderungen" und „legi-
timen Interessen". Es waren die Forderungen der Jrredenta
oder sie konnten es doch sein. Die Kriegshetzer verstanden
sie so und begrüßten den Minister lärmend als den ihren.
Und alsbald begann jenes Markten zwischen Rom und Wien,
dessen italienischen Anteil Graf B e r ch t o l d durch die Aus-
drücke „Erpresserpolitik" und „Schraube ohne Ende" richtig
gekennzeichnet
hat. Eben hat-
ten nämlich die
Truppen der
MonarchieBel-
grad erobert
und so meldete
seine
Kompensa-
tionsansprüche
nach dem be-
rühmten Ar-
tikel VII an.
Wirklichkeit
war ja die ser-
bische Grenze
schon wieder-
holt überschrit-
ten worden,
ohne daß Jta-
lien eine vor-
her vereinbarte
, Entschädigung
verlangt hätte.
Aber das war
italienischer Minister das neue,
das große Ml-
ischen Kriege kam. 15
nisterium S a l a n d r a-S 0 n n i n 0! Deutschland entsandte
den Fürsten Bülow, zuvor Botschafter in Rom und Kanzler
des Deutschen Reiches, überdies einer Italienerin vermählt,
als landeskundigen Vermittler. Ihm gegenüber sprach S 0 n-
n i n 0 die annexionistischen Phrasen schon vernehmlicher aus.
Und während Serbien wieder geräumt werden mußte, nahm
sich Italien Valona, lehnte aber Kompensationen hierfür ebenso
heftig ab wie für den Dodekanes, den es trotz dem Frieden
von Lausanne noch immer festhielt. Ganz deutlich wurde
S 0 n n i n 0 in den ersten Tagen des neuen Jahres. Am
11. Jänner 1915 ließ er in Wien althabsburgisches Gebiet
fordern, weil zwar Serbien geräumt, aber doch das Gleich-
gewicht auf dem Balkan gestört worden sei. Gras B e r ch t 0 l d
übergab sein Amt dem Baron B u r i a n und der Handel
ging weiter. Fürst Bülow riet in Rom, nicht zuviel zu
verlangen, denn die Monarchie würde eher Krieg führen als
Triest abtreten; man möge sich mit dem Trentino zufrieden
geben. Baron Burian erklärte, das Verlangen nach
österreichischem Gebiet stehe im Widerspruch mit dem Drei-
bund, dessen Vertragsstaaten einander darin ihre Gebiete
garantiert hatten. Er forderte vor allem Kompensationen
für Valona, Sonnino lehnte sie ab und verlangte
vielmehr eine prinzipielle Erklärung, daß die Monarchie
Entschädigungen aus ihrem Gebiet geben werde; verlangte
künftighin eine Vereinbarung vor jedem Vorrücken in
Serbien, sonst sei Hsterreich-Ungarn vertragsbrüchig. In-
zwischen war G i 0 l i t t i s Ansicht bekannt geworden, daß
Italien jetzt Einiges („parecchio") auch ohne Krieg bekommen
könne und das fast ganze neutralistische Parlament Italiens
ging mit der Hoffnung auf eine Verständigung auseinander.
Damals hätte Giolitti die Führung leicht übernehmen
können; umso gewisser verrannten sich Salandra und
Sonnino in ihrem Eigensinn. Die Verhandlungen mit
der Monarchie drohten zu scheitern, die Rüstungen Italiens
waren (nach D i l l 0 n) beendet. Da gab ein Kronrat in
Wien nach und bewilligte Kompensationen auf dem Gebiet
Österreich - Un-
garns (y.März).
Salandra ver-
langte diese
Kompensatio-
nen für sofort
und wollte
Einigung
nen zwei Wochen
als Bedingung
weiterer Ver-
Handlungen zu-
gen während des
Krieges erklärte
Österreich -
garn für
möglich,Deutsch-
land aber über-
nahm die Ge-
währ für eine
loyale Durch-
führung alsbald
nach dem Frie-
densschluß. Aber Francesco Crispi, früherer italienischer Minister
die Ententebot- des Äußern.