Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Feldzug gegen Rußland. 
Die Trümmerhaufen der Kasematten in der Festung Osowiec, die von den Russen vor ihrem Abzug gesprengt wurden. 
Durch Osowiec ging im Verlaufe der folgenden Hand- 
lungen der linke Flügel der russischen 10. Armee (S i e v e r s). 
Die Festung lieferte ihr auf der Bahnlinie Bialystock—Lyk 
den Nachschub. Die von den Deutschen zerschossenen Werke 
wurden wieder in normalen Zustand gebracht. Nachdem 
dieses russische Heer Anfang März 191? völlig zertrümmert 
worden war, gingen die Feinde mit mehreren frischen Di- 
Visionen, die bei und südöstlich der Festung bereitgehalten 
wurden, zum Angriff über Grojewo auf Lyk vor. Diese mit 
großen Mitteln ausgeführte Unternehmung scheiterte voll/ 
ständig. Die geworfenen russischen Kräfte wichen, von den 
Deutschen scharf verfolgt, zum Teil auf Osowiec aus. 
Ende März 1915 erschienen die Deutschen, und zwar Teile 
der 8. Armee des Gen. v. S ch 0 l tz, von neuem vor Oso- 
wiec. Abermals wurde eine artilleristische Beschießung durch- 
geführt, aber durch ihre günstige Lage hielt sich die Festung, 
im Sumpfe versteckt und für Sturmversuche nicht erreich-- 
bar, auch dann noch, als durch die schweren Mörser Mauer- 
werk und Beton zerstört worden waren. Auch die Erdbefe- 
stigungen erwiesen sich als widerstandsfähig, umso mehr, 
als ein nahes Herangehen der Angriffsartillerie der Sümpfe 
wegen schwer durchzuführen war. 
Die Deutschen gaben die Beschießung endlich schon deshalb 
auf, weil sich ein Einsatz erheblicher Munitionsmengen nicht 
lohnte und die russische Festungslinie von der Narew- 
front viel leichter als bei Osowiec zu durchbrechen war. Die 
deutsche Heeresleitung begnügte sich damit, den Platz beob- 
achten und gelegentliche Ausfälle der Besatzung blutig ab- 
weisen zu lassen. Auf diese Art erlahmte allmählich der 
Kampf um Osowiec, das im Falle einer Einnahme von 
Lom^a von den Russen ohnehin nicht mehr gehalten werden 
konnte. Dies 
erwägend, zo- 
gen die Ruft 
sen allmählich 
ihre Geschütze 
und sonstiges 
Material von 
der Festung 
ab.— Am 10. 
August 1915 
erfolgte durch 
die deutsche 
8. Armee des 
GdJ. v. 
Scholtz die 
Besetzung der 
Narewbesesti- 
gung Lomza, 
am u. fand 
der Einmarsch 
inWizna statt. 
In den näch- 
sten Tagen 
leisteten die 
Russen noch 
einmal Wi- 
derstand und 
zwar bei Ty- 
kocin und süd- 
lich dieses Or- 
tes am Na- 
rew. Dadurch 
sollte die Räumung von Osowiec und Bialystock gedeckt 
werden. Es gelang den Russen, allerdings unter teilweiser 
Opferung der Nachhuten, diesen Rückzug auszuführen. Am 
23. August fand der Einmarsch der Deutschen in die vom 
Feinde verlassene Festung statt. 
Osowiec hatte seine Rolle ausgespielt. Die deutschen 
Armeen setzten, an diesem Punkte vorbeigehend, den Marsch 
auf Bialystock nach dem Osten fort. Sie hatten durch die 
Besetzung der Festung eine wichtige Nachschublinie von Lyk 
nach Bialystock gewonnen. 
Unter allen westrussischen Festungen nahm Osowiec inso- 
ferne eine Sonderstellung ein, als diese Festung eine zwei- 
malige Beschießung ausgehalten hatte, ohne hiedurch zu schnel- 
leck Fall gebracht worden zu sein. Jetzt aber zog die russische 
Heeresleitung eine Räumung der Festung vor und entblößte 
sie aller Kampfmittel. Nachträglich wurden von den Deutschen 
Z schwere Geschütze aufgefunden, die von den Russen vor 
ihrem Abzüge in dem Sumpf versenkt worden waren. 
Grodno. 
(Besetzung am 4. September.) 
Als letztes Glied des russisch-westpolnischen Festungs- 
uetzes hielt sich Grodno. Wie die Festung Kowno den 
rechten, so bildete Grodno den linken Flügelstützpunkt der 
Njemenlinie. Die Stadt selbst liegt auf dem einen Ufer des 
Stromes, wo er die große Biegung aus westlicher Rich- 
tung nach Norden macht. In Grodno vereinigen sich die 
Straßen von OUta, Augustow, Osowiec, Lomza, Bialy- 
stock, Wolkowysk, Lida. Es ist die Zweigstelle der Bahn- 
linien nach Suwalki und Mosty (an der Bahn Warschau—
	        
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