Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

114 Feldzug gc 
Monaten gebauten und stark befestigten Stellungen. Nur 
einige Geschütze und etwas Infanterie blieben zurück, die 
jedoch das Vorgehen des Karpathenkorps H o f-- 
mann nicht zu verzögern vermochten. 
„Damit war der ob seiner strategischen Wichtigkeit viel 
und heiß umstrittene Brückenkopf von den österreichisch-unga- 
rischen Truppen wiedererobert und der unter der russischen 
und ruthenischen Bevölkerung als Nationaldenkmal geltende 
alte Fürstensitz von Halicz wieder in unserem Besitze." 
Die unermüdliche Brigade B o l z a n o, die nunmehr 
im Verbände des Korps GdI. Freiherr v. M a r s ch a l l 
kämpfte, drängte sich gleich wieder an den Feind heran, der 
nördlich Bokszowce zäh eine neue Stellung verteidigte. 
Indes hatte bis zum 30. Juni das Korps GdI. v. G e* 
rok den Raum von B u r s z t y n besetzt und mit kühnem 
Vorstoß auch östlich derGnikaLipa Gelände gewonnen. 
GdI. K o s ch arbeitete sich gegen K o n i u s z k i vor, 
während GdK. Graf Bothmer aus der Linie Roha-- 
t y n—R uda den Fluß überschritt und sich im Anstiege 
auf die Höhen östlich der G n i Lipa befand. 
Neue Stürme brachen los. Den hartumstrittenen Boden 
ließ sich der Feind nur Schritt für Schritt abringen. Am 
Abend des 30.Juni eroberte K 0 fch die stark befestigte 
Linie östlich K 0 n i u s z k i, während Bothmer die 
Höhen zwischen R 0 h a t y n und südlich Podgrodzie 
in Besitz nahm. Die Südarmee hatte an diesem Tage 3 Offi-- 
ziere, 2328 Mann gefangen, ? Maschinengewehre erbeutet; 
ihr gesamter Junigewinn betrug 34Offiziere, 37 988 Mann, 
16 Geschütze und 68 Maschinengewehre. 
Der Feind war indes durch frische Truppen verstärkt 
worden und trotzte am 1. Juli auf ganzer Linie mit zähem 
Widerstande. Aber die Unerschütterlichkeit der Front währte 
nur wenige Stunden, denn die Korps Bothmer und 
K 0 s ch fielen sie wie Rammböcke an, trotzdem ihre linke 
Stütze mit Rücksicht auf den zurückgedrängten Südflügel 
der 2. Armee etwas hatte zurückbleiben müssen. Am 
rechten Flügel der Armee waren die Truppen in des Gegners 
Gräben eingedrungen. Der Feind wich bald in der ganzen 
Linie, so baß am 2. Juli um 5 Uhr vormittags L i n-- 
singens Armee in voller Breite über Siemikowce— 
B 0 l s z 0 w c e—S a r n k i—S t r a t y n vorgehen konnte. 
Um 10 Uhr vormittags erreichten die ersten Truppen schon 
die N a r a j ü w k a. Abends stieß der Südflügel im Räume 
M a r i a m p 0 l—D e l e j 0 wauf den verschanzten Feind. 
Das Korps FML. H 0 fmann besetzte die Strecke H 0 r 
5a nka—B0 küw, während Ger0k die Höhen östlich 
und südöstlich Lipni ca Dolna erobert hatte. Both- 
m e r aber stand mit linkem Flügel vor Narajüw. Des 
Feindes Abwehr war matt und schlaff wie die Handbewegung 
eines Übermüdeten und Zerbrochenen. Nur gegen das K a 
pathenkorps hatte er bestimmtere Verteidigungs-- 
hiebe geführt. Daher sollte hier das aus der Kampffront 
als Armeereserve gezogene Korps Kosch Verwendung 
finden, die Stoßkraft des Flügels vermehren und so auch 
der /.Armee das Vorgehen im Anschlüsse an L i n* 
singen ermöglichen. 
Nochmals faßte der Feind seine Truppen mit fester 
Faust und versuchte mit ihnen die mit ausreichenden Hindere 
nissen versehenen Gräben der Stellung H 0 r 0 z a n k a — 
Höhen östlich Lipnica Görna — östlich der Nara-- 
jüwka zu behaupten. Aber in ganzer Front'von der 
Südarmee gepackt, widerstand er nicht mehr, wich und wurde 
aus allen Linien bis an die Zk 0 ta L i p a geworfen. 
n Rußland. 
Am 4. Juli stand L i n s i n g e n mit seinem rechten 
Flügel bei T 0 n st 0 b a b y und erreichte im Laufe des 
Vormittags mit allen Teilen die Z k 0 t a L i p a, deren 
linkes, stark befestigtes Ufer der Feind mit allen Mitteln 
zu verteidigen beabsichtigte. 
Auch die 2. Armee hatte in den ersten Julitagen beträcht-- 
lichen Raum gewonnen. Am Morgen des 2. Juli löste sich 
der Feind vor ihrem Südflügel, da er seine Front gegen die 
des vorrückenden Korps B 0 t h m e r abbiegen mußte. 
Die ganze 2. Armee nahm Anlauf zu neuem Angriff, doch 
drang vorerst nur ihr Südflügel, das V. Korps, über die 
Gnika Lipa, denn von Meryszczow bis Ka¬ 
mi 0 n k a Strnmikowa verteidigte der Gegner hart-- 
näckig seine Stellungen und entfaltete eine überaus lebhafte 
Geschütztätigkeit. Nördlich Przemyslany versuchte 
er sogar mehrere kräftige Gegenstöße, die aber sämtlich auf-- 
gefangen wurden. Nur bei Meryszczow mußte er 
das Vorgehen des Südflügels der 2. Armee berücksichtigen 
und seine Linie gegen N a r a j 0 w einschwenken. Hiebet 
bedachte er die Orte hinter der österreichisch--ungarischen 
Front, die er reservengefüllt wähnte, mit ausreichendem 
Schrapnell-- und Granatensegen. Da, durch die Ereignisse 
an der Nordfront gezwungen, räumte der Feind am Morgen 
des 4. Juli seine Gräben auch gegenüber den übrigen Teilen 
der Armee. Diese hastete ihm in allgemeiner Verfolgung 
nach und stand am Abend in folgender Linie: das V. Korps 
bei Podusüw, Biake und an der Zkota Lipa 
bis südlich Gokogüry, anschließend das XVIII. mit 
dem XIX. Korps in der O l s z a n i c a-Niederung bis 
B 0 r t k 0 w. Das IV. Korps aber kämpfte gegen Nachhuten 
südwestlich B n s k und des Bug und auch der rechte 
Flügel der Gruppe K r e y sa, die am 5. Juli FML. C z i-- 
b u l k a übernahm, lag im Gefechte bei D e r e w l a n y, 
während ihre übrigen Teile bereits an den Bug gelangt 
waren. Und als am 12. Juli auch der stark ausgebaute 
Stützpunkt beim HH von D e r e w l a n y fiel, war das 
westliche Ufer des Bug zwischen B u s k und K a m i 0 n k a 
S t r u m i k 0 w a vollständig vom Feinde gesäubert. 
Gleich der Südarmee stand nun auch GdI. v. Böhm-- 
E r m 0 l l i an einer Flußlinie (Zkota Lipa—Olszanica— 
Bug), die der Gegner in wohlausgebauten Stellungen hart- 
näckig verteidigte. 
Um das Vorwärtsstürmen der beiden Armeen zu ver-- 
hindern, hatten die Russen schon seit Mitte Juni mit un-- 
gestümen Angriffen gegen die Armee Pflanze r-B a l t i n 
eingesetzt. Aber die eiserne Mauer am Dnfester und 
östlich Czernowitz spottete der Keulenschläge. Mit nicht 
zu unterschätzendem Geschick hatte die feindliche Heeresleitung 
eine Unmenge Truppen vor der 7. Armee zusammengezogen 
und täglich luden Züge aus der Richtung Odessa und von 
Norden neue Kämpfer in Bessarabien aus, die gegen die 
Bukowina oder den D n j e st e r in Marsch gesetzt wurden. 
Aber selbst gegen die verstärkte Linie hatte GdK. Pflanzer-- 
B a l t i n einander oft folgende Angriffe versucht, um die 
Fronten B ö h m--E r m 0 l l i s und der Südarmee zu entlasten. 
Am Morgen des 22. Juni war dem Feinde ein Durch-- 
bruch in der K 0 smierzy «--Schlinge des Dnjesters 
gelungen. Allerdings erst nach dem vierten Sturme! Aber 
auch jetzt behielt er die Stellung nicht. Ein konzentrischer 
Gegenangriff mit doppelter Umfassung warf ihn in blutigem 
Handgemenge wieder hinaus, 3 Offiziere und 600 Mann 
Gefangene fielen dem XIII. Korps (GdI. v. R h e m e n) 
als Beute zu.
	        
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