Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Dort, wo energisch zugegriffen wurde, wie z. B. in der Bene¬ 
diktiner-Abtei Garsten,1) sehen wir auch bald eine blühende Bühnen¬ 
tätigkeit. Unter Abt Wilhelm I. Heller (1601 —1613) spielte man 
eifrig. In der Regel handelte es sich um religiöse Stoffe ernsten 
Inhalts („Opferung Isaaks“, „Das neugeborne Jesuskind 
und die Hirten“, „Der barmherzige Samaritan“); für den 
Fasching bearbeitete „pro spirituali recreatione“, wie die Chronik 
sagt, der Prior Jakob Sanier, ein Schwabe, Züge aus dem Leben 
der schon im Mittelalter bekannten und beliebten Gestalt des 
Bischofs Udo von Magdeburg, ein andermal die Geschichte vom 
Wirtschafter Theophilus2) oder vom zügellosen Prasser Stamulus, 
von dem Beda erzählt. 
Auch die Patres Nikolaus Prudentin und Kaspar Plauz schrieben 
in den ersten Dezennien des 17. Jahrhunderts für das Stiftstheater. 
In der Regel, scheint es, hatte der Prior für die Schulkomödie auf¬ 
zukommen. Gespielt wurde „ante cancellariam“, also im Freien vor 
dem Kanzleigebäude.3) 
Meist fand sich viel Volk ein und wie sehr damals die Spiele 
vom pastoralen Standpunkt aus aufgefaßt wurden, zeigt die öfter 
begegnende Bemerkung, sie seien „post meridiem loco concionis“, 
also statt einer Predigt gegeben worden oder es sei eine solche als 
Vorbereitung dem Stücke vorausgegangen.4) 
Auch auf den inkorporierten Pfarreien stellte man, wie schon 
erwähnt, den früheren zahlreichen Komödien der lutherischen Schul¬ 
meister, an die sich das Volk schon ganz gewöhnt hatte, ähnliche 
2) Die Darstellung der Theaterverhältnisse in Garsten und Steyr beruht 
auf der schon erwähnten Chronik W. Lindners, einer zeitgenössischen, bisher 
nicht bekannten Quelle. 
2) Es gab auch ein schon im 16. Jahrhundert bekanntes Legendendrama 
' Theophilus, welches Maria verherrlicht und daher von den Marienkongregationen 
der Jesuiten und Stift^ gern gespielt wurde. 
3) Das Stift St. Florian bestand nach einem gleichzeitigen Plane im 
17. Jahrhundert aus Kirche, Konvent, Infirmarie, Getreidekasten samt Malz¬ 
kammer, Brauhaus, Bäckerei, Fleischbank, Kellerei, Kanzlei (einstmals Propstei). 
(Czerny, Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian. Linz 1886, p. 51.) 
Ähnlich waren die anderen Stifte und auch, wie die Abbildung zeigt, Garsten 
gebaut: lauter einzelne schmucklose Häuser und das Ganze von einer Mauer 
umfangen. 
4) Man beachte auch Lindners Bemerkung: Ita nihil praetermittebat 
Dominus parochus Styrensis, quo populum ad compassionem commoveret, 
welche sich allerdings zunächst auf ein Leiden-Christi-Spiel bezieht. Dramatische 
Darstellungen in Verbindung mit der Predigt gab es in Italien schon im 
15. Jahrh. Creizenach I, p. 313.
	        
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