Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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Ja, als der Feldwebel verlangt, daß sie mit ihrem Manne ziehe, wehrt 
sie sich aufs heftigste dagegen. Sie will von diesem Trunkenbolde nichts 
mehr wissen. 
Nun bringt Jöri sein Anliegen vor und überredet Hans, die Montur 
auszuziehen, um im Bauerngewande Gevatter zu stehen. Er wolle, sagt er, den 
Feldwebel schon zum Schweigen bringen. 
Die Bäuerin bekommt Angst, daß sie vielleicht doch mit müsse — da 
entdeckt ihr Treinsch, daß das Ganze nur ein verabredeter Spaß sei, der den 
Bauern zur Vernunft bringen solle. 
Die Mutter verspricht sich aber davon keine dauernde Besserung, sondern 
ist für ein radikaleres Mittel: sie will dem Mann etwas in den Krug geben, 
daß ihm kein Trunk mehr schmeckt. 
Als dann Jodl kommt, sie und die Schwester zum Taufmahle abzuholen, 
läßt sie sich nur mit großem Widerstreben herbei, der Einladung Folge zu 
leisten. Der nächste Auftritt zeigt uns die Gesellschaft beim Taufmahle. Das 
große Wort führt der Sauschneider vom Pinzgau, der mit seinem Schwieger¬ 
sohn renommiert. Der sei beim Militär eine einflußreiche Persönlichkeit. Da 
schöpft Hans Hoffnung auf Befreiung von seinem Lose, das er unter vielen 
Versprechungen, sich zu bessern, aufs tiefste beklagt. 
Nun erscheint der Feldwebel, der sich als Jöris einflußreicher Schwieger¬ 
sohn entpuppt und den Knoten zur allgemeinen Befriedigung löst, nicht ohne 
dem Hans eine Standpredigt zu halten und von ihm die Versicherung ernstlicher 
Besserung entgegenzunehmen. 
Köstlich wirkt in diesem Stücke die Mischung, von Schrift¬ 
deutsch und Dialekt im Munde des Feldwebels, die Verwechslung 
der Fremdwörter und das Lob auf die Pinzgauer Sauschneider, das 
übrigens ein Gegenstück in dem Lobe auf die Tiroler hat. 
Den gleichen Stoff behandelt Lindemayr in der einaktigen 
Operette „Der Teufel im Faß“ in folgender Weise: 
Hans bildet sich ein, der Teufel habe ein Faß verhext. So oft er daraus 
trinke, bekomme er zuviel. Da wird nun das Faß gebracht. Die Bindergesellen 
schlagen mit einem Lobe auf ihr Handwerk und unter Absingen von 
Ritornellen die Reifen ab. Nun steigt Gott Bacchus heraus und verteidigt sich 
gegen den Vorwurf, er sei schuld an den Räuschen, die die Männer ins Grab 
bringen. 
Die Furcht vor dem Militärdienste, die den Hans, wie wir 
gesehen haben, gebessert hat, verwertete Lindemayr als selbständiges 
Motiv in der Operette „Der befreite Landrekrut.“ 
Hans geht mit seinem Weibe Margarete nach Linz zum Oberst, um 
seinen Sohn mit Hilfe eines durch Bestechung erworbenen ärztlichen Zeugnisses 
vom Militär loszubitten. 
Da der Oberst sich nicht gleich willfährig zeigt, will Hans es auch ihm 
gegenüber mit Geld versuchen, wird aber vom Oberst mit der Bemerkung ab¬ 
gewiesen, der Fleischmarkt sei abgeschafft. Hans habe wohl dieses Wagestück 
aus Rabeners Abhandlung über die Bestechlichkeit des Militärs gelernt. 
Schließlich unterliegt aber der Oberst doch der Versuchung und gibt 
den Sohn gegen Geld frei.
	        
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