Volltext: Das 10. Bataillon des oberösterreichischen K. u. K. Infanterie-Regimentes "Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein" Nr. 14 im Weltkrieg

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möglich geworden, ein klares Bild über die eigenen Verluste zu gewinnen. 
Diese waren niederschmetternd: die 4. Kompagnie hatte so gut wie auf¬ 
gehört zu bestehen, die 3. war bis auf die Hälfte ihres Feuergewehr¬ 
standes zusammengeschmolzen, die noch kampffähigen Züge durch die 
Eindrücke des schweren Gefechtstages arg hergenommen. Da noch in 
der Nacht, bestimmt aber für den nächsten Tag, mit neuerlichen An¬ 
griffen zu rechnen war, erbat Oblt. V i c h y t i 1 beim Gruppenkommando 
im Interesse einer verläßlichen Festhaltung der umstrittenen Stellung 
die Ablösung oder wenigstens ausgiebige Verstärkung seiner abge¬ 
kämpften Bataillonsreste. Doch keiner der Bitten konnte höheren Ortes 
entsprochen werden, X/14 blieb somit weiterhin ganz allein auf sich 
selbst gestellt. 
Nach verhältnismäßig ruhiger Nacht brandete schon zwischen 7h 
und 8h früh wieder ein Angriff eines Alpinibataillons gegen die, nunmehr 
in vorderster Linie stehende 3. Kompagnie heran; er wurde abgewiesen. 
Als aber gegen 10h vormittags ein bedeutend stärkerer, wohlvorbereiteter 
Ansturm der Italiener in breiter Front erfolgte, da gelang es Teilen des 
IR. 159 und des Bersaglieriregimentes 2, nicht nur den rechten Flügel 
der 3. Kompagnie bis auf den Kamm zurückzudrücken, sondern auch im 
Piovernastützpunkt Fuß zu fassen. Glücklicherweise hielt sich der Stütz¬ 
punkt D 12; das von dort flankierend herüberschlagende Feuer brachte 
den Vorstoß der Italiener zeitweilig ins Stocken. Diesen Augenblick 
nützten Oblt. Vichytil und Lt. Wellenreiter zum neuerlichen Ge¬ 
genstoß. Todesmutig stürmte Fhnr. Vi tzenetz mit seinem Zuge, an 
seiner Seite der tollkühne Infanterist Matthias H u b a u e r, gegen die von 
Trichter zu Trichter vor springenden italienischen Sturmpatrouillen. Ste¬ 
hend wurde geschossen, keiner suchte Deckung, stellenweise kam es zum 
Handgemenge; Schritt für Schritt muß der Feind zurückgedrängt werden, 
bis die verlorene Linie wieder erreicht ist. So schön der Erfolg auch war, 
so teuer ist er erkauft. Die beiden letzten Kompagnieoffiziere waren 
feindlichen Geschossen erlegen, Fhnr. Vi tze ne tz war gefallen, Fhnr. 
Dogscha schwer verwundet, und mit ihnen deckten wieder viele ihrer 
Getreuen den Kampfplatz. Aber kein Italiener war mehr in den öster¬ 
reichischen Gräben, denn auch der Besatzung der Pioverna war es kurz 
darauf geglückt, die eingebrochenen Abteilungen zu werfen. 
Wieder war es oberösterreichischem Heldenmute gelungen, das 
Ärgste abzuwehren. Um die zwei übrig gebliebenen Offiziere, Oblt. 
Vichytil und Lt. W e 11 e n r e i t e r, sammelte sich ein müdes, seelisch 
und körperlich zermürbtes Häuflein von etwas mehr als Zugstärke; es 
war alles, was von den drei Kompagnien übrig war, die vor kaum vier¬
	        
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