Volltext: Die Lehren des Krieges [1]

hoffte, Italien hat sich angeschlossen, um im Schatten der 
Weltmächte nach „seiner Größe und seinem Glück" zu fischen. 
Es geht nicht um das kleine Serbien und unsere Forderungen 
wider Serbien, die ein Nichts sind im Großen der Welt, es 
geht nicht um das europäische Gleichgewicht, es 
geht um das Weltübergewicht, das England und Ru߬ 
land bisher besaßen und das sie zu behaupten und zu erweitern 
den geschichtlichen Trieb haben. 
Wir hoffen zuversichtlich, daß wir uns der Weltmächte 
und ihres Anhanges erwehren werden, ihr Übergewicht 
aber ist doch so groß, daß der Waffengang eines einzigen noch 
so glücklichen Abwehrkrieges nicht schon ein Weltgleichgewicht 
herstellen kann. Der Koloß Rußland kann ermüdet und zurück¬ 
gedrängt werden, an den Arsitz seiner Kraft kommt jedoch kein 
äußerer Feind heran, und das Inselreich England ist bisher 
vom Kriege überhaupt nur am Rande gestreift worden. Stärker - 
vielleicht als die unmittelbare Wirkung mögen die Nachwir¬ 
kungen des Krieges sein. Niederlagen sind Massenargumente, 
sie drücken auf die geschichtlichen Bahnen der Massenbewegun¬ 
gen, sie drücken auf die Minderheiten, die an der Führung 
sind. Das Bild der Welt wird nach dem Kriege sich merklich 
verändern, wer wollte heute voraussagen, wie weit und wie 
viel! Nur eines sei angedeutet. Heute schon hat England 
seine Verfassung geändert, die Führer der beiden geg¬ 
nerischen Parteien haben sich in der Regierung vereinigt, 
vielleicht wird England seine Verfassung noch eingreifender 
verändern und vielleicht werden auch die anderen feindlichen 
Staaten den Krieg bis in die Tiefen ihrer Verfassung ver¬ 
spüren. Eine Verfassung ist gut, wenn der Staat durch sie 
seine guten, seine besten Männer und Parteien an die Führung 
bringt. Wir können nicht glauben, daß in Rußland, Frankreich, 
Italien die Männer und Parteien, welche den Krieg einge¬ 
leitet haben, auch nachher als die besten anerkannt bleiben, 
vielleicht werden sogar die Rechtsregeln selbst erschüttert sein, 
die dort bestimmen, wie die Führung auszurichten ist. Es ist 
eine erfreuliche Erkenntnis, daß Deutschlands Verfassung, daß 
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