Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Kampfpause. 
71 
Boden trockener geworden war. Vielleicht war der Angriff angesichts der 
geringen bisherigen Fortschritte bereits ausgegeben, um an anderer Stelle 
ausgenommen zu werden. Bei der eigenen Knappheit an Menschen und 
Material galt es, möglichst bald zu klären, ob es etwa möglich sei, bei der 
4. Armee Kräfte herauszuziehen. Am 10. September hatte General von 
Kühl eine Besprechung mit den Gruppen Dixmude und Ppern, 
zu der auch Generalstabsossiziere der Divisionen bestellt waren, um sich 
über die Ausfassung an der Kampffront selber zu unterrichten. Hierbei 
faßte er seinen Eindruck dahin zusammen: Bei der durchweg geringen 
planmäßigen Artilleriebekämpfung und dem meist passiven Verhalten der 
feindlichen Infanterie schienen Angriffe größeren Umfanges auf breiter 
Front jedenfalls nicht dicht bevorzustehen; daß aber die Briten die Offen¬ 
sive für dieses Jahr überhaupt ausgegeben hätten, sei bei ihrer Zähigkeit 
nicht anzunehmen. Am meisten Wahrscheinlichkeit gab er einer Nachricht, 
nach der trotz schwerer Verluste die Fortsetzung der großen Angriffe beab¬ 
sichtigt sei und Verhandlungen wegen starker französischer Unterstützung 
schwebten. Es wäre verfrüht, die Schlacht in Flandern bereits als beendet 
anzusehen. Auf Grund neuer Nachrichten kam General von Kühl aber 
schon in den nächsten Tagen zu anderer Ansicht. Am 15. September schrieb 
er nieder: „Meine innerste Überzeugung, daß die Schlacht in Flandern zu 
Ende ist, bestärkt sich immer mehr". In einem Ferngespräch mit dem 
Armee-Oberkommando 4 vertrat er diese Ansicht, fügte aber hinzu: „Ich 
kann es nicht in allen Punkten beweisen. Noch ist Vorsicht geboten." Zu 
dieser Auffassung hatte beigetragen, daß im Küstenabschnitt inzwischen das 
Fortziehen einer englischen Division und von Artillerie festgestellt war, 
angeblich sollte der Abschnitt wieder von Franzosen übernommen werden. 
Der Angriff schien also dort ausgegeben zu sein. Infolgedessen wurde auch 
die Fortsetzung der Offensive bei Ppern weniger wahrscheinlich, denn, so 
folgerte General von Kühl: Hätte der Feind „Aussicht, die Schlacht bei 
Vpern mit Erfolg durchzuführen, würde er auch an der Küste angriffs¬ 
bereit stehen bleiben". Gefangene — darunter ein bei der Gruppe Lille 
eingebrachter englischer Fliegerossizier — sagten bestimmt aus, daß die 
Offensive in Flandern zu Ende sei und weiter südlich angegriffen werden 
solle. Die Beurteilungen der Lage, die die Heeresgruppe am 12., 
14., 17. und 19. September der Obersten Heeresleitung einreichte, be¬ 
sagten, daß die Lage unklar sei. Es müsse sowohl mit Fortsetzung der Offen¬ 
sive auf der Hauptkampffront in Flandern als auch damit gerechnet werden, 
daß der Gegner sich umgruppiere, um an anderer Stelle anzugreifen. Be¬ 
sondere Aufmerksamkeit sei bei Lens, Havrincourt und St. Quentin er¬ 
forderlich, wenn auch Veränderungen in der feindlichen Kräfteverteilung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.