Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Die Entwicklung der Gesamtlage im Sommer 1917. 
®nb«3oni. lich durch eine Offensive gegen den schwächsten Gegner, die Italiener, 
deren Kampfkraft durch ihre letzten Angriffes sicherlich außerordentlich 
gelitten habe. Diese Offensive sei auch darum geboten, weil Österreich 
sonst als letzte Rettung sich zu einem faulen Frieden verstehen könnte. 
Sie bedeute kein Wagnis. Um die nötigen Kräfte zu gewinnen, dachte 
Major Wetzelt an die bereits früher vorgeschlagene Zurücknahme der 
Front am ChemindesDames2). Sie spiele keine ausschlaggebende Rolle, 
wenn sie durch einen durchschlagenden Erfolg ausgeglichen werde, zumal 
man in den jetzigen Stellungen weder bei der 7. noch 1. Armee durch 
den Winter verbleiben könne»). „Die Bedenken, daß die Landausgabe 
den Franzosen zu neuen Taten begeistern, ihm neue Hoffnung schaffen 
könnte", schätze er gering ein. Die Presse werde diese Töne gewiß an¬ 
schlagen, Kenner werden sich aber vor Augen halten, daß der Abzug in 
die Siegsried-Stellung der Totengräber der großen französischen Durch¬ 
bruchs-Offensive war. Er glaube deshalb, daß „eine neue freiwillige 
operative Rückbewegung unsere Truppen auffrischen, den Franzosen aber 
eher pessimistisch als optimistisch stimmen würde". Die Lage an der West¬ 
front werde nach Rückverlegung der Front durch den Wegzug von zwölf 
Divisionen „in keiner Weise gefährdet". Es blieben immer noch 30 
bis 35 Divisionen hinter den Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und 
Herzog Albrecht, also ebensoviel wie vor der großen französischen Durch¬ 
bruchs-Offensive. Um den Angriff gegen die neue Front der 7., 1. und 
3. Armee vorzubereiten, brauche der Gegner mindestens zwei bis drei 
Monate. Er könne sich also nur gegen die 5. Armee und die Heeres¬ 
gruppe Herzog Albrecht wenden, dagegen aber seien genug Reserven 
zur Hand. 
Die Denkschrift schloß: „Eine erfolgreiche Offensive gegen Italien 
würde entweder den italienischen Zusammenbruch oder sranzösisch-englisch- 
amerikanische Hilfe bringen, also neben einem jetzt nicht abzuwertenden, 
sicheren militärischen Gewinn unsererseits eine große Entlastung der 
Westfront. Ob nicht Frankreich dann einlenken wird, bleibt dahin¬ 
gestellt. Daß die Entente Italien seinem Geschick überlassen wird, glaube 
ich nicht, da ein Erfolg in Ober-Italien sehr bald die nach Griechenland, 
Saloniki, Kleinasien und Ägypten so überaus wichtige Zubringerlinie 
Mont Cenis—Turin—Brindisi gefährden würde. Die bei einer italieni¬ 
schen Offensive (zunächst Richtung Venedig, dann Turin) zu durchmessen- 
x) Bd. XII, S.SIZff. 
2) Bd. XII, S. 550. 
3) Bd. XII, S. 552.
	        
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