Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Die Entwicklung der Gesamtlage im Sommer 1917. 
®n>e sunt, für die bevorstehenden Abwehrkämpfe zusammenhalten, wobei nicht nur 
der Westen, sondern auch der Osten plötzliche Anforderungen stellen konnte. 
Es kam sogar in Frage, durch Frontverkürzung oder Aufgabe krästever- 
zehrender Stellungsteile weitere Reserven freizumachen. Aber auch dem 
standen ernste Bedenken entgegen. Abgesehen davon, daß dabei auch der 
Gegner Kräfte einsparen konnte, war es vor allem die Rückwirkung auf 
das Urteil der Feinde, die darin leicht ein Moment der Schwäche erblicken 
konnten, gm übrigen war jedes Ausweichen bei der zunehmenden Un¬ 
beweglichkeit der Truppen ein Unternehmen, das langer Vorbereitung 
bedurfte. Das in den alten Stellungen eingebaute, bei Rohstoffknappheit 
und Arbeiter,mangel kaum ersetzbare Gerät aller Art mußte zurückgeschafft 
werden, und meist waren auch neue Stellungen mit entsprechenden 
Arbeitskräften erst zu bauen. Vor Verdun, wo ein Ausweichen taktisch 
sicherlich erwünscht war, war außerdem zu berücksichtigen, daß jedes Zu¬ 
rücknehmen der Front auf dem östlichen Maas-Ufer sowohl für die Eisen¬ 
bahnverbindung Metz—Montmedy—Sedan zum rechten Flügel des West- 
heeres als auch für die nach Süden anschließenden Stellungen der Armee- 
Abteilung C und damit für das kriegswichtige Erzgebiet von Briey erhöhte 
Gefährdung bedeutete, und daß ein Ausweichen auf dem Westufer auch 
aus das Oftufer zurückwirken mußte. So ist die Frage des Aufgebens von 
Gelände vor Verdun zunächst nicht mehr erörtert worden. 
Während bei den Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deut¬ 
scher Kronprinz die Kampftätigkeit nicht zum Stillstand kam und schwere 
Angriffe bevorzustehen schienen, war die gesamte Front der Heeresgruppe 
Herzog Albrecht dauernd sehr ruhig. Trotzdem stand an ihr eine größere 
Zahl von Divisionen als die Franzosen gegenüber eingesetzt hatten; denn 
die rund 300 Kilometer lange deutsche Linie, an der der Stellungsbau 
aus Mangel an Kräften immer noch sehr weit zurück war, konnte angesichts 
der schwierigen Lage im St.Mihiel-Bogen, der dem Gegner die wichtige 
Bahn Toul—Verdun sperrte, sowie der seit langem im Gang befindlichen 
französischen Angriffsvorbereitungen in Lothringen und vor allem im 
Sundgau mit weniger nicht wohl auskommen. 
An der Ostfront bestand nach wie vor eine bedeutende zahlenmäßige 
Überlegenheit des Gegners; sie wurde aber durch dessen geringeren Kamps¬ 
wert und Mangel an Material jeder Art zu einem wesentlichen Teil aus¬ 
geglichen. Immerhin war die Front so dünn beseht, daß die Oberste Heeres¬ 
leitung angesichts der demnächst erwarteten russischen Offensive in Ost- 
galizien1) trotz der schwierigen Lage an der Westfront bereits Mitte Juni 
zwei Divisionen und elf schwere Batterien der Westfront nach dem Osten 
J) Bd. XII, S. 505f.
	        
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