Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

444 Kämpfe an den Nebenfronten seit Sommer 1917. Der Krieg der Türkei. 
tion und Kriegsgerät aller Art Mangel litt, konnte darin, dank der Hal¬ 
tung der Türken, von seinen Bundesgenossen nur ganz unzureichend unter¬ 
stützt werden. Starke englische Kräfte, zeitweise bis zu 18 Divisionen mit 
1000000 Mann sind durch die türkischen Armeen dem Kriegsschauplatz in 
Europa ferngehalten worden, die zunächst durch Angriff, und, als dann 
die Kräfte dazu nicht mehr reichten, in der Abwehr ihr Teil zu den kriege¬ 
rischen Erfolgen der Mittelmächte beigetragen haben. 
Wenn der türkische Widerstand schließlich zusammenbrach, so lag das 
an der nach vier Jahren Krieg ohne ausreichende Hilfe von außen und 
schließlich auch ohne Hoffnung auf glücklichen Ausgang eingetretenen Er¬ 
schöpfung aller Kräfte. Diese Verhältnisse sind von den in der Türkei wir¬ 
kenden deutschen Generalen nur teilweise rechtzeitig erkannt worden, und 
wo sie erkannt wurden, war es meist nicht möglich, ausreichend zu helfen, 
teils wegen des eigenen Mangels an Mitteln, teils wegen der besonderen 
Schwierigkeiten der Kriegführung in der Türkei. Dort mußten alle Ent¬ 
schlüsse, wie Enver Pascha im November 1917 der Obersten Kriegsleitung 
schrieb, wegen der mangelhaften Bahnverbindung und langen Dauer aller 
Transporte sehr früh gefaßt werden. Die Truppenverbände wurden durch 
die Bahnfahrt auf lange Zeit auseinandergerissen, so daß Ausbildung und 
innerer Zusammenhalt litten. Dazu kam, vor allem infolge der Unmöglich¬ 
keit, die Truppen mit Verpflegung und Kleidung ausreichend zu versorgen, 
ein Überhandnehmen der Fahnenflucht. Im Irak waren die türkischen 
Soldaten schließlich nur noch in Lumpen gekleidet, viele liefen barfuß. Daß 
unter diesen Umständen die operativen und taktischen Pläne und Befehle 
mit den Verhältnissen noch nicht voll vertrauter deutscher Führer zum Ver¬ 
sagen verurteilt waren, kann nicht wundernehmen. 
General von Falkenhayn hat im Frühjahr 1917, bevor er den Ober¬ 
befehl in Palästina und im Irak übernahm, die Aussichten der Lage zweifel¬ 
los überschätzt. Aber auch General von Seeckt hat noch am 6. Juli 1918, 
als die Lage schon um sehr vieles ungünstiger war, sich durchaus zuversicht¬ 
lich geäußert. Der bereits seit Dezember 1913 in der Türkei wirkende und 
dadurch mit ihren Verhältnissen am meisten vertraute General von Liman 
hat sogar noch vier Wochen vor dem Zusammenbruch, am 22. August 1918, 
wenn er auch die Gesamtlage zutreffend beurteilte, doch die augenblickliche 
Lage in Palästina als gesichert angesehen. Es war offenbar außerordentlich 
schwer, sich ein richtiges Bild von den tatsächlichen Verhältnissen zu machen. 
Auf den Gang der Ereignisse in Palästina hat General von Falken¬ 
hayn nur verhältnismäßig geringen Einfluß üben können. Bevor seine 
Führung zur Wirkung kommen konnte, war die von einem seit Kriegsbeginn
	        
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