Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Betrachtungen. 
443 
überall bis an die eigenen Grenzen, vor allem nicht bis an die Arabiens. 
Zahlenmäßige Stärke, Ausbildung und Ausrüstung' der Wehrmacht ge¬ 
nügten in keiner Weise. Eisenbahnen waren kaum vorhanden, die Küsten¬ 
schiffahrt, die sie im Frieden teilweise ersetzte, war durch die Gegner bald 
so gut wie ganz unterbunden. Es fehlten Kohle, Rohstoffe und Fabriken. 
Selbst die Ernährung war ohne Zufuhren, vor allem für die Hauptstadt 
Konstantinopel, nicht gesichert. So hat die Türkei dauernd Hilfe gebraucht, 
und diese ging fast ausschließlich zu Lasten Deutschlands, das sie aber nur 
in ganz kleinen Raten zu gewähren vermochte. 
Das Dardanellen-Unternehmen der Entente zwang Deutschland zu 
ausschlaggebendem Kräfteeinsatz gegen Serbien und entzog damit dem 
Kampfe gegen Rußland vorzeitig deutsche Truppen. Es ist schließlich von 
den Türken im wesentlichen mit eigenen Kräften abgewiesen worden, aber 
doch vor allem dank deutscher Führung und entscheidender Mitwirkung 
deutscher Marineteile. Später ist die Zahl der vom Heere in die Türkei ent¬ 
sandten Einheiten und Behörden nebst Führungs- und technischem Perso¬ 
nal allmählich bis auf 25000 Köpfe gestiegen, davon nur rund 5000 Mann 
(sieben Bataillone, sowie einige Batterien, Pionier-Kompanien, Flieger¬ 
abteilungen usw.) fechtende Truppen, an der Gesamtstärke des deutschen 
Heeres gemessen eine gewiß verschwindend kleine Zahl, in ihr allerdings 
unverhältnismäßig viele für Führerstellen geeignete Männer. Dieser Zu¬ 
schuß hatte genügt, die militärische Kraft der Türkei so weit zu stärken, daß 
sie den an Zahl und Ausrüstung überlegenen gegnerischen Armeen volle 
vier Jahre Widerstand leisten und gleichzeitig auch noch Truppen, zeitweise 
bis zu sieben Divisionen, für den Kampf in Galizien, in Mazedonien und 
gegen Rumänien zur Verfügung stellen konnte. Daß sie sich hierzu bereit 
fand, ist vor allem der willensstarken Führung des Dizegeneralissimus 
EnverPascha zu danken, der in klarer Erkenntnis der großen Zusammen¬ 
hänge des Krieges fast immer bereit war, auf die Wünsche und Anregungen 
der Obersten Heeres- und später Kriegsleitung einzugehen. Deutschland 
hatte vor allem in ihm einen treuen und stets hilfsbereiten Bundesgenossen. 
Wesentlich hat die Türkei dazu beigetragen, die Widerstandskraft 
Rußlands zu schwächen. Wenn auch ihr erster Angriff im kaukasischen 
Grenzgebiet mit schwerem Mißerfolg endete, so hat sie dort doch dauernd 
russische Kräfte in der Stärke von etwa 300000 Mann gefesselt. Vor allem 
aber hat sie durch Sperrung des Eingangs zum Schwarzen Meere die ein¬ 
zige leistungsfähige Verbindung Rußlands zu den Westmächten unterbun¬ 
den; die Wege über Schweden—Norwegen, über Archangelsk und später 
über die Murman-Bahn oder gar über Sibirien und Nordamerika konnten 
den durch das Mittelmeer niemals ersehen. Rußland, das an Waffen, Muni-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.