Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Der Endkampf in Palästina. 
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volle Rückwirkungen aus die an sich schon dauernd wachsende arabische Aus- 
siandsbewegung haben müssen. Ohne die Gefahren zu verkennen, die mit 
einer Annahme des englischen Angriffs verknüpft waren, hielt es General 
von Liman für richtiger, die bisherige Front zu behaupten. 
Der britische Oberbefehlshaber in Palästina, General Allenby, 
beabsichtigte den Angriff für September. Mit sieben Infanterie-Divisionen 
(56000 Gewehre) sowie vier berittenen Divisionen (11000 Säbel) und ins¬ 
gesamt etwa 550Geschützen hatte er eine außerordentliche Überlegenheit. 
Am 17. September erfolgten Bahnunterbrechungen weit hinter der 
türkischen Front bei dem wichtigen Knotenpunkt Dera, vermutlich durch 
aufständische Araber. In den frühen Morgenstunden des 19. September 
brach der englische Angriff im Küstenabschnitt los. Trommelfeuer ls.s«ptm>b«. 
leitete den Infanterie-Angriff ein. Ohne ernstlichen Widerstand zu finden, 
durchstieß die britische Infanterie, unterstützt von zahlreichen Fliegern, die 
Front der türkischen 8. Armee. Der weitaus größte Teil der hier stehenden 
Truppen geriet in englische Gefangenschaft. Die britische Kavallerie fand 
den Weg nach Norden und Nordosten geöffnet. Auch östlich der Bahn 
gaben die türkischen Verbände nach. Der hier befehligende Führer des 
Asienkorps, Oberst von Oppen, sah sich genötigt, seine Front gleichfalls 
zurückzunehmen. Da die Drahtverbindungen teils durch das Artilleriefeuer 
zerstört, teils wohl von der arabischen Bevölkerung durchschnitten worden 
waren, erhielt General von Liman erst gegen Mittag Meldungen, die 
erkennen liehen, daß die Lage auf dem westlichen Flügel der Heeresgruppe 
überaus ernst war. Die Hoffnung, daß sich wesentliche Teile nördlich der 
bisherigen Front wieder gesetzt hätten, wurde immer geringer. Mehr noch 
als durch die englische Infanterie war der nun unvermeidlich gewordene 
weitere Rückzug zwischen Meer und Gebirge durch die starke feindliche 
Reiterei gefährdet, der frische Kräfte nicht entgegengestellt werden konnten. 
Unter Sperrung der Gebirgsengen östlich von Tul Kerim beabsichtigte 
General von Liman, den linken Flügel der 8. Armee auf Djenin, die 
7. Armee, die bisher standgehalten hatte, aus Besän zurückzunehmen; die 
4. Armee sollte sich zum Rückzug nach Norden, in den Raum um Dera, vor¬ 
bereiten. 
Am 20. September kurz nach Tagesanbruch wurde das Heeresgruppen¬ 
kommando in Nazareth völlig überraschend von britischer Kavallerie an- 
gegriffen. Sie wurde zwar abgeschlagen, aber das Auftreten feindlicher 
Truppen 80 Kilometer hinter der eigenen Front kaum 24 Stunden nach 
Kampsbeginn kennzeichnete aufs nachdrücklichste die Schwere der Nieder¬ 
lage. Meldungen, daß die Paßstraßen östlich von Tul Kerim nicht gehalten 
worden seien und daß der Feind von der Küste her immer weiter nach
	        
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