Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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1918. Der Osten nach Abschluß der Kämpfe. 
gniti und Juli. 
Anfang 
August. 
da die dort vorhandenen Truppen als Besatzung nur eben noch ausreichten. 
Zu einem von russischen Monarchisten erhofften Vormarsch auf Moskau 
fehlte es an Kräften. General Ludendorff hielt aber die Inbesitznahme 
von Smolensk für erforderlich, um die Lage der Ukraine zu bessern. 
Am 6. Juli wurde der Deutsche Gesandte in Moskau, Graf 
von Mirbach, von einem Sozialrevolutionär ermordet. Am 10. Juli 
meldete der Militär-Attachä, Major Schubert, alles deute auf baldigen 
politischen Umschwung hin. Auch in der Ukraine nahm die Unsicherheit 
zu. Am 30. Juli wurde in Kiew, ebenfalls durch einen Sozialrevolutionär, 
Generalfeldmarschall von Eichhorn ermordet. Nachfolger wurde 
der bisherige Oberbefehlshaber der 8. Armee, Generaloberst Graf von 
Kirchbach. Die zuständigen deutschen Stellen in der Ukraine hielten nach 
diesem Vorfall stärkere militärische Machtentfaltung zur Stützung der 
Hetman-Regierung für geboten. Um dieselbe Zeit machte sich aber auch 
zunehmende Gärung in der rumänischen Armee, vor allem im Offizier¬ 
korps, bemerkbar; man mußte mit der Möglichkeit rechnen, daß sie wieder 
zu den Waffen griff. Im ganzen gesehen, begann die schwieriger werdende 
Lage des deutschen Westheeres*) sich an der Ostfront auszuwirken. 
Über die Verhältnisse in Sowjet-Rußland sprach der Nachfolger 
des Gesandten in Moskau, der bisherige Staatssekretär Dr. Helsferich, in 
einem am 3. August der Obersten Heeresleitung zugeleiteten Bericht die 
Ansicht aus: „Die Herrschaft der Bolschewik!, deren letzte Karte schranken¬ 
loser Terror ist, steht vor dem Zusammenbruch ... Im Augenblick ist ihre 
stärkste Stütze der hier herrschende Eindruck, daß wir sie halten". Deutsch¬ 
land müsse daher nunmehr gegen die Bolschewiken bei den an ihrem Sturz 
arbeitenden Parteien Anschluß nehmen. In demselben Sinne berichtete 
der Militärattache. So verlockend dieser Gedanke war, so lehnte ihn doch 
der Staatssekretär des Auswärtigen Amts vonHinhe ab, da die Bolsche¬ 
wiken die einzige Partei in Rußland waren, die mit der Entente in Gegen¬ 
satz geraten war, und da mit Beseitigung ihrer Macht auch der von ihnen 
unterschriebene Friedensvertrag von Brest-Litowsk fiel; denn dessen ein¬ 
zige Vertreter waren eben die Bolschewiken. Bei der Obersten Heeres¬ 
leitung stand die militärische Erwägung im Vordergründe, daß angesichts 
der Lage im Westen keinerlei Aussicht bestand, in absehbarer Zeit eine aus¬ 
reichende Truppenzahl zur Verfügung zu haben, um beim Fall der Sowjet- 
Regierung die deutschen Belange im Osten wirksam zu vertreten. So blieb 
nichts anderes übrig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen. In Moskau 
aber erschien die Deutsche Gesandtschaft bereits derart gefährdet, daß sie 
*) Der deutsche Angriff vom 15. Juli hatte nur geringen Erfolg gebracht und war 
am 18. mit einem wuchtigen französischen Gegenangriff beantwortet worden.
	        
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