Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

354 Abschluß der Kämpfe im Osten. 1918, Verhandlungen in Brest-Litowsk. 
S«br»ar. russische Vorstoß veranlaßte nunmehr Kaiser Wilhelm in einer Drah¬ 
tung nach Brest zu verlangen, daß schleunigst ein Ende gemacht werde; 
Trotzki müsse bis morgen, 10. Februar abends, den Frieden nach unseren 
Bedingungen kurzweg unterzeichnen unter sofortiger Ausgabe des Balti¬ 
kums; im Weigerungsfälle oder bei Hinschleppungsversuchen sei der Waffen¬ 
stillstand zu kündigen; der Oberbefehlshaber Oft gehe dann gegen die vor¬ 
geschriebene Linie vor. Noch hatte aber Staatssekretär vonKühlmannBe- 
denken. Er sah „hohe Wahrscheinlichkeit", daß Trotzki einlenken werde. Wegen 
der Forderung, Estland und Livland zu räumen, dürfe es dann nicht zum 
Bruch kommen; „Sprengung des Bündnisses mitöfterreich und Entfesselung 
innerpolitischen Konflikts in Deutschland würden unmittelbar" folgen. Da 
der Reichskanzler dieser Auffassung beitrat, war der Kaiser damit ein¬ 
verstanden, daß die Forderung der Räumung von Estland und Livland 
nicht in die Form eines Ultimatums gekleidet und zunächst noch das Er¬ 
gebnis der Verhandlungen des 10. Februar abgewartet wurde. 
Der Schwierigkeiten der Lage wurde die deutsche Vertretung dadurch 
enthoben, daß Trotzki an diesem Tage mündlich und schriftlich die Erklärung 
abgab, „daß Rußland, indem es darauf verzichtet, einen annexio- 
nistischen Vertrag zu unterzeichnen, seinerseits den Kriegs¬ 
zustand mit Deutschland, Österreich-Ungarn, der Türkei und 
Bulgarien für beendet erklärt. Den russischen Truppen wird gleich¬ 
zeitig der Befehl zur vollständigen Demobilisierung an allen Fronten 
erteilt". Staatssekretär von Kühlmann erwiderte sofort: Die verbündeten 
Regierungen ständen mit Rußland zur Zeit noch im Kriege; der Waffen¬ 
stillstand sei abgeschlossen, um zum Abschluß des Friedens zu kommen. Die 
Erklärung Trotzkis könne diesen Abschluß nicht ersehen. Sie bedeute die 
Kündigung des Waffenstillstandes und nach dessen Ablauf den Wiederein¬ 
tritt des Kriegszustandes. Fm übrigen war er ebenso wie der Reichskanzler 
und auch die Bundesgenossen der Meinung, man solle es ohne Wieder¬ 
aufnahme der Feindseligkeiten bei der Erklärung Trotzkis bewenden lassen. 
Demgegenüber vertrat die Öberste Heeresleitung mit Nachdruck 
den Standpunkt, daß nach Ablauf des Waffenstillstandes, also am 18. Fe¬ 
bruar, die militärischen Operationen gegen Sowjet-Rußland sofort wieder 
aufzunehmen und bis zur Linie Dünaburg—Pleskau—Narwa durch¬ 
zuführen seien. Da die Beteiligung von Truppen der Verbündeten hierbei 
nicht in Frage kam, handelte es sich um eine rein deutsche Angelegenheit. 
Über sie wurde am 13. Februar in einem Kronrat entschieden. Dabei 
führte die Oberste Heeresleitung neben dem Bedürfnis, Estland und Livland 
von der Herrschaft der Bolschewiken zu befreien, auch die Notwendigkeit 
ins Feld, die Ukraine vom bolschewistischen Druck zu entlasten, da man
	        
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