Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Oberste Heeresleitung und Auswärtiges Amt. 
347 
des deutschen Volkes, auf das der abermalige Umsturz in Rußland zum Teil 
schon bedenklich zu wirken begonnen hatte. Sie hielt es daher für geboten, 
als Sieger gegenüber dem Besiegten aufzutreten, General Hoffmann 
hatte ihr jeden Abend und nach jeder Sitzung zu berichten; ohne ihre aus¬ 
drückliche Zustimmung sollte kein Abschluß stattfinden. 
Schon am dritten Tage, dem 25. Dezember, wurde unter Vorsitz des rs. *>«»«*«*. 
Grafen Czernin den Russen eine Unterbrechung der Verhandlungen bis 
4. Januar bewilligt, damit die Entente-Mächte nochmals Gelegenheit er¬ 
hielten, sich zur Teilnahme bereit zu erklären. Die Oberste Heeres¬ 
leitung war mit dieser neuen Verzögerung durchaus nicht einverstanden; 
General Hofsmann hatte daher künftig vor jeder einzelnen Entscheidung 
ihre Zustimmung einzuholen. Er sollte den Standpunkt vertreten, daß 
Rußland nach Abschluß des Friedens alle Gebiete mit nichtrussischer Be¬ 
völkerung, also Livland, Estland, den Rest von Galizien, die Moldau und 
Armenien zu räumen und möglichst auch Finnland freizugeben habe, wo¬ 
gegen die Mittelmächte ihre Truppen hinter die allgemeine Linie Smorgon 
—Brest—Bug zurückziehen würden. Falls Rußland auf diese Bedin¬ 
gungen nicht eingehe, herrsche vom 14. Januar ab wieder Kriegszustand. 
Andererseits war Staatssekretär von Kühlmann angesichts eines Hin- Jahr«-»»»»« 
weises des Grasen Czernin auf die Möglichkeit eines österreichisch-unga- m7/t8, 
rischen Sonderfriedens bereit, auf die russische Formel einzugehen, daß 
die in Frage kommenden Gebiete wohl zu räumen seien, daß danach aber 
die Bevölkerung in „freier Abstimmung" über ihre Zukunft entscheiden solle. 
Die Gegensätze, die sich hinsichtlich der zu stellenden Bedingungen 
zwischen Oberster Heeresleitung und Auswärtigem Amte heraus¬ 
gebildet hatten, veranlaßten Generalfeldmarschall von Hindenburg, 
sich am 31. Dezember in einem längeren Schreiben an den Kanzler zu 
wenden. In diesem Schreiben hieß es, er müsse sich für die weiteren 
Verhandlungen „eine größere Einflußnahme und die ausdrückliche Zu¬ 
stimmung zu allen Vorschlägen und Entscheidungen wahren". Damit war 
die Frage der Verantwortlichkeit für die Friedensschlüsse gestellt. Am 
2. Januar wurde in einem Kronrat in Berlin versucht, die sachlichen 
Meinungsverschiedenheiten auszugleichen. Aber die Frage des an Deutsch¬ 
land abzugebenden polnischen Grenzstreifens hatte sich der Kaiser inzwischen 
durch General Hoffmann unmittelbar Vortrag halten lassen, wobei dieser, 
abweichend von der Forderung der Obersten Heeresleitung, aber überein¬ 
stimmend mit der Auffassung des Kaisers und der Reichsregierung, sich mit 
einem schmalen Gebietsstreifen begnügen wollte. Es kam zu einer ernsten 3«»»«. 
®rtse, da General Ludendorff erwog, eine andere Verwendung zu erbitten. 
Der Generalfeldmarschall stellte sich vor ihn und wandte sich am 7. Januar
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.