Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Russisches Waffenstillstandsangebot. 
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ausgeschlossen. Größere Klarheit kam erst, als am 22. November bekannt 22.7iocemt.er. 
wurde, daß die Bolschewikenführer die russische Front zum Abschluß einer 
Waffenruhe aufgefordert hatten und sich die Zahl entsprechender örtlicher 
Vereinbarungen in den nächsten Tagen vermehrte. 
Unterdessen hatten die Mehrheitsparteien des Reichstages, vor allem 
Zentrum und Sozialdemokratie, bereits versucht, auf Grund ihrer Friedens¬ 
resolution vom 19. Juli über Kopenhagen und Stockholm unmittelbare 
Verbindung zu den Bolschewiken aufzunehmen. Das Eingreifen der 
Obersten Heeresleitung machte diesem Treiben ein Ende. Ihr lag 
gewiß daran, rasch zu einem Abschluß zu kommen, um Rückenfreiheit und 
Truppen für den Westen zu erhalten, aber nicht unter Preisgabe der 
bisher von ihr vertretenen deutschen Belange im Osten, vor allem nicht 
unter Verzicht auf Abtretung der nichtrussischen Randgebiete an der Ost¬ 
see. Außer zur deutschen Reichstagsmehrheit ergaben sich aber auch Gegen¬ 
sätze zur Politik Österreich-Ungarns, mit dem man ohnehin über die 
Zukunft Polens und die Größe des im Falle der austropolnischen Lösung 
an Deutschland zu überlassenden Grenzstreifens russisch-polnischen Gebietes 
verschiedener Meinung war1) und dessen Außenminister jetzt unter Be¬ 
rufung auf das Friedensbedürfnis der Monarchie öffentlich für die Friedens¬ 
formel der Bolschewiken eintrat. Andererseits stellten sich die Türkei 
und Bulgarien angesichts ihrer Gebietsansprüche aus den deutschen 
Standpunkt. 
Für die zu erwartenden Verhandlungen kamen Oberste Heeresleitung 
und Auswärtiges Amt dahin überein, daß erstere zusammen mit Ver¬ 
tretern dieses Amtes die Waffenstillstandsverhandlungen, das Auswärtige 
Amt zusammen mit militärischen Vertretern später die Friedensverhand¬ 
lungen führen solle. Mit den Waffenstillstandsverhandlungen wurde im 
(Einvernehmen mit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung der Ober¬ 
befehlshaber Ost betraut. 
Nach zahlreichen Teilabschlüssen über Waffenruhe suchte am 26. No- ®nbe 
vember der vor vier Tagen an die Spitze des russischen Heeres getretene Anfang"' 
„Fähnrich" Krylenko, ursprünglich Politiker und Advokat, bei der Obersten ®,,e,n6"‘ 
Heeresleitung um Waffenstillstand nach. Anfang Dezember trafen die 
Vertreter Deutschlands, Österreich-Ungarns, der Türkei, Bulgariens und 
Rußlands im Hauptquartier des Oberbefehlshabers Ost in Brest-Litowsk 
zusammen. 
Da die in der russischen Front stehende rumänische Armee in das 
bisherige Waffenstillstandsangebot nicht eingeschlossen war, suchte unmittel- 
l) 6.20 f. ~ •
	        
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