Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Der Sommer 1917. 
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seine Gesamtüberlegenheit an Zahl, Gerät und Munition voll auswirken 
muhte. Bestenfalls konnte mit verhältnismäßig geringen Verlusten ein 
schöner Anfangserfolg errungen werden; im weiteren Verlaus kam man 
um eine Material- und Dauerschlacht nicht herum, wobei die Verluste des 
Angreifers wie in allen ähnlichen Fällen wahrscheinlich weit über die des 
Verteidigers hinauswuchsen. 
Über diese Verhältnisse ist sich die Oberste Heeresleitung klar gewesen. 
Ein größerer Angriff im Westen kam für sie deshalb nicht in Frage1). Soweit 
bekannt nur bei einer einzigen Gelegenheit, bei Anwesenheit des General- 
stabschefs des Oberbefehlshabers Ost im April 1917 in Kreuznachs), hat 
General Ludendorff den Gedanken erörtert, wenn einmal das deutsche 
Ostheer frei geworden sei, im Westen anzugreifen. Im übrigen hat er 
solchen Gedanken, so oft er von anderer Seite an ihn herangetragen wurde, 
mit Recht entschieden abgelehnt, so schwer ihm das bei seiner Gesamt¬ 
einstellung zum Wesen der Kriegführung gefallen sein mag. Erst als die 
Jahreszeit größeren feindlichen Unternehmungen ein Ende gesetzt hatte, 
an allen Teilen der Westfront eine gewisse Entspannung eingetreten war 
und daher auch eine größere Zahl einigermaßen ausgeruhter Divisionen 
zur Verfügung stand, war es ihm möglich, den englischen Angriff bei Lam- 
brai mit einem Gegenschlag zu beantworten. Aber gerade dessen Verlaus 
zeigte deutlich, daß ein Angriff aus dem Stellungskriege gründlichste Vor¬ 
bereitung von langer Hand erfordert. Was erreicht wurde, war ein Anfangs¬ 
erfolg gegen einen eng begrenzten und schwach besetzten Teilabschnitt, an 
dem der Gegner überrascht wurde. Trotzdem war es ein Erfolg von 
größter Bedeutung; sie lag vornehmlich aus moralischem Gebiet. 
Der Erfolg von Cambrai läßt aber doch auch die Frage auswerfen, 
ob es nicht schon früher möglich gewesen wäre, die Kräfte wenigstens für 
Angriffsunternehmungen mit beschränktem Ziel zusammenzubringen und 
damit die Abwehr im ganzen beweglicher zu gestalten. Dazu muß zunächst 
gesagt werden, daß taktisch ähnlich günstige Ausgangstagen, wie die durch 
den englischen Angriff bei Cambrai geschaffene, sich an der Westfront sonst 
nirgends geboten haben. Im übrigen hätte man sich wahrscheinlich ent¬ 
schließen müssen, an anderen Fronten größere Geländeteile freiwillig 
aufzugeben, um die für den Angriff nötigen Kräfte zu gewinnen. Die 
Mai-Denkschrift3) des Majors Wehell hatte diesen Vorschlag enthalten. Er 
hatte die Zurücknahme der 6. Armee im Kampfraum von Attas, vor 
') Bd. XII, S. 2. 
2) Bd. XII, S. 495. 
3) Bd. XII, S. 548ff. 
Weltkrieg. XIII. Bd. 22
	        
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