Beginnender Stellungskrieg.
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Vor allem gelang es nicht, den feindlichen Stellungsvorsprung nördlich
vom Mt. Meate und Mt. Pallone zu beseitigen, wenn auch der Gipfel
des Mt. Spinuccia genommen war. Bis zum 16. Dezember wurde nach
weiteren Ablösungen in der Front auch der Mt. Asolone noch erobert.
Dann setzten bis zum 21. Dezember währende italienische Gegenangriffe
ein; sie wurden überall abgewiesen.
Die Kämpfe hatten gezeigt, daß Stellungsverbesserungen im winter¬
lichen Gebirge jetzt nur noch unter stärkstem Kräfteeinsatz und dabei auch
erheblichen Verlusten zu erreichen waren. General von Be low entschloß
sich daher, den Angriff auch im Grappa-Gebiet einzustellen. Dabei ergab
sich die Frage, die von Westen immer noch unter Flankenfeuer gehaltene
Tomba-Stellung auszugeben. Bevor sich jedoch die österreichisch-ungarische
Heeresleitung hierüber schlüssig geworden war, brach am 30. Dezember
die französische 47. Alpenjäger-Division unter Mitwirkung einer großen
Zahl von Schlachtfliegern in die Stellung der inzwischen dort eingesetzten
ö.-u. 50. Infanterie-Division ein, machte 1400 Gefangene und nahm sieben
Geschützes. Die Front mußte aus das Norduser des Ornigo zurück¬
genommen werden.
Am Piave war die Kampstätigkeit schon seit Mitte November immer
mehr abgeflaut. Der Brückenkopf von Jenson wurde in Erwartung eines
feindlichen Angriffs am 26. Dezember rechtzeitig geräumt.
Mit Abschluß des Jahres fanden auch die Kämpfe ihr Ende. An der
Front in Italien trat Ruhe ein. Insgesamt waren dort nur noch drei
deutsche Divisionen, davon zwei im Grappa-Gebiet, eingesetzt, die übrigen
bereits im Abtransport oder herausgezogen. Andererseits standen dem
bisher von deutschen Truppen besetzten Abschnitt der 14. Armee insgesamt
vier englische und französische Divisionen gegenüber, weitere lagen rück¬
wärts bereit. Am 10. Januar 1918 wurde das Armee-Oberkommando, im
Februar die letzte deutsche Division zum Abtransport aus der Front ge¬
zogen. Die Beteiligung am österreichisch-ungarischen Kriege gegen Italien
war beendet.
e) Maßnahmen des Gegners 2) und abschließende Betrachtungen.
Als in der Nacht zum 3. November von deutschen und österreichisch¬
ungarischen Truppen der Tagliamento-Übergang bei Pinzano und Cornino
erzwungen worden war, hatte General Cadorna den Rückzug der dadurch
im Rücken bedrohten noch am oberen Tagliamento bei Tolmezzo stehenden
Teile der Karnischen Gruppe befohlen und am 4. November, als auch die
*) Palat, La grande guerre sur le front Occidental, XIII, S. 2.
2) Anschluß an S. 272ff.