Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

278 Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte. 
Abschluß zu bringen, also den Gegner mindestens bis hinter den Piave 
zurückzudrängen. Dabei sei mit den von den Westmächten entsandten 
Verstärkungen zu rechnen. Abgabe von Truppen komme daher erst in 
Frage, wenn der Bewegungskrieg in den Stellungskrieg übergegangen 
sei. Falls aber die Verhältnisse eine Schwächung der italienischen Front 
zuließen oder die Lage an der Westfront sie erforderlich mache, bitte er, 
deutsche Divisionen bis auf zwei oder drei herauszuziehen. Eine öster¬ 
reichisch-ungarische Division sei zur Ablösung einer deutschen Ost-Division 
bereits bestimmt1). Weiterer Abgabe österreichisch-ungarischer Divisionen 
an die Ostfront könne er aber nicht zustimmen, solange sich noch deutsche 
Divisionen an der Südwestfront befänden; er würde das weder seinem 
Allerhöchsten Kriegsherrn noch der Armee gegenüber vertreten können. 
Die Abgaben, um im Osten an ruhiger Front deutsche, für den Westen 
bestimmte Divisionen abzulösen, würden von dieser als schwere Kränkung, 
als Zweifel in ihre Tüchtigkeit empfunden werden; es würde dies dem 
für alle Zukunft hochzuhaltenden, auf gegenseitiger Wertschätzung be¬ 
ruhenden Bundesverhältnisse der beiden Armeen bestimmt schwer schaden. 
„So dankbar wir Deutschland für seine selbstlose Unterstützung, welche uns 
erst das Niederkämpfen des italienischen Heeres gestattete, auch sind, so 
kann ich es vor der Armee, der Geschichte und der Dynastie doch nicht 
verantworten, wenn ich zustimmen würde, daß wir uns auf dem italie¬ 
nischen Kriegsschauplatz dauernd durch deutsche Truppen vertreten lassen". 
Schließlich führte General von Arz als Grund für die Ablehnung auch noch 
die längere Transportdauer und die weiteren Transportwege des Truppen¬ 
austausches von Italien über die Ostfront nach dem Westen an. Sie be¬ 
deuteten eine „derart unökonomische Verwertung der Bahnen und ihrer 
Betriebsmittel", daß er es, soweit Österreich-Ungarn in Betracht komme, 
„gegenüber den so dringenden Bedürfnissen der Bevölkerung nicht ver¬ 
antworten" könne. Er schloß mit einem Hinweis auf die uneingeschränkte 
Würdigung der deutschen Truppenhilfe seitens aller Stellen im Staate 
und mit der Erklärung, bei Teilung der Kriegsbeute deutschen Wünschen 
weitest entgegenzukommen, „um Deutschland zu seinen großen moralischen 
und kriegerischen Vorteilen auch größtmögliche materielle Vorteile für sein 
so bundesfreundliches Verhalten zu sichern". 
General Ludendorsf versah dieses Fernschreiben, das durch Ab¬ 
lehnung aller seiner Vorschläge ernstliche Verstimmung hervorrief, mit 
dem Vermerk: „Ein Dokument." 
Daneben hatte in diesen Tagen ein Gedankenaustausch über das Ein¬ 
treffen der französisch-englischen Verstärkungen in Italien statt- 
*) S. 250.
	        
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