Rückzug der Italiener über den Tagliamento.
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Tagliamento schien gefährdet; Verstopfung aller Straßen durch Troß
und flüchtende Bevölkerung erschwerten die Bewegungen. Als dann am
Vormittag des 28. Oktober der Gegner den Torre überschritt und Udine
erreichte, war der Tagliamento bereits derart angeschwollen, daß außer¬
halb der Brücken ein Userwechsel nicht mehr möglich war. Nun wurden
an diesem Tage aber auch noch die Brücken bei Rivis und bei S. Odorico
vom Hochwasser zerstört, die bei Dignano/Bonzicco überflutet. Der aus
diese Übergänge angesetzte Südflügel der 2. Armee mußte hinter der
Z. Armee bei Codroipo übergehen. Unterdessen wurde am 29. Oktober
auch die Brücke bei Dignano/Bonzicco vom Hochwasser fortgerissen, die
von Madrisio überflutet. Etwa 23 Divisionen der 3. Armee und zwölf
schwache Divisionen des Südflügels der 2. Armee drängten sich daher gegen
die drei Brücken von Codroipo und die zwei von Latisana zusammen. In
den von Truppen im wesentlichen freien Raum zwischen diesen Heeresteilen
und dem Nordflügel der 2. Armee aber drangen die Divisionen der Gruppe
Berrer bis gegen den Strom selbst vor. Damit war für die Verbände bei
Codroipo und Latisana eine äußerst bedrohliche Lage entstanden, denn um
Mitternacht zum 30. Oktober befanden sich dort noch 22 Divisionen östlich
des Flusses, ßu einem geordneten Gegenangriff, der allein noch Rettung
versprochen hätte, kam es nicht mehr. Bereits im Laufe des Tages
schieden auch die Brücken von Codroipo durch das Vordringen des Gegners
für den Übergang aus. Um Mitternacht zum 1. November standen bei
Latisana noch drei volle Divisionen und die Reste von sechs weiteren auf
dem Ostufer. An diesem Tage wurde der Übergang, wenn auch unter
Zurücklassung ungeheurer Mengen an Gefangenen und Gerät, beendet;
gegen 4° nachmittags wurden die Brücken gesprengt. Unterdessen hatte eben¬
falls der Nordflügel der 2. Armee, etwa zwölf schwache Divisionen, den
Tagliamento bei Pinzano und nördlich schon überschritten. Das dorthin
vorausgesandte „Spezialkorps" hatte bei S. Daniele und Ragogna noch
bis zum 31. Oktober einen ausgedehnten Brückenkopf auf dem Oftufer
gehalten.
General Cadorna, der sein Hauptquartier inzwischen nach Treviso ver¬
legt hatte, empfing dort am 30. und 31. Oktober den französischen und
englischen Generalstabschef, die ihm Hilfe durch vier französische und zwei
britische Divisionen nebst starker Artillerie zusagten; die ersten Transporte
waren bereits seit dem 28. Oktober im Rollen. Als dann am 1. November
der Widerstand der eigenen Truppen und das Wasser des Tagliamento
dem Gegner doch Halt zu gebieten schienen, hoffte er, sich hinter dem Fluß
noch längere Zeit behaupten, weiteren Rückzug vielleicht überhaupt ver¬
meiden zu können, denn dieser mußte hinter den Piave führen. Damit
Weltkrieg. XIII. Bd. 18
so.Oktober bis
2. November.