Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

228 Der Krieg an der italienischen Front. Angriff der Mittelmächte. 
H?otb*£. schnitts-Reserven mit etwa 50 Brigaden auf einer Front von 85 Kilo¬ 
metern. Fn der ersten Oktoberhälfte waren Nachrichten über Abgabe von 
Truppen zur Verstärkung der Front in Tirol gekommen; man sah darin 
einen Erfolg der dort getroffenen Täuschungsmaßnahmen. Hinter der 
Isonzo-Front wurden aber im Raume Cividale—Cervignano und östlich 
davon immer noch etwa 37 Brigaden als Armee- und Heeres-Reserven 
angenommen, von denen Teile in der letzten Zeit auch weiter nordwärts 
verschoben sein mochten. Allee in allem bestand der Eindruck, daß der 
Gegner die Angrifssvorbereitungen wohl erkannt habe, sich aber über 
Zeitpunkt und Stärke des bevorstehenden Angriffs nicht im klaren war. Es 
mochte ihn vollends irregemacht haben, daß der von den Überläufern ihm 
vermutlich als Angriffstag bezeichnete 22. Oktober verstrich, ohne daß sich 
etwas ereignete. Ausfallend blieb trotz allem die Untätigkeit seiner Artillerie. 
Tatsächlich hatte General Graf Cadorna*) in Erwartung eines An¬ 
griffs an der Fsonzo-Front, an dem auch deutsche Truppen betelligt sein 
würden, am 18. September für die 2. und 3. Armee Vorbereitung der 
Abwehr „bis zum äußersten" befohlen. Am 21. September begründete er 
diesen Entschluß in einer Mitteilung an die Generale Robertson und Foch 
damit, daß das italienische Heer seit Mai des Jahres einschließlich Kranker 
bereits 720000 Mann verloren habe*). Die Westmächte glaubten an eine 
ernstliche Offensive der Mittelmächte in Italien nicht recht und zogen 
daher die bisher für den Angriff zur Verfügung gestellten 200 schweren 
Geschütze*) wieder zurück. 
Gliederung und Stärke der Truppen an der Isonzo-Front entsprachen 
im wesentlichen dem, was die Mittelmächte annahmen. Allerdings sehten 
sich besonders die hinter der Front stehenden Reserven fast durchweg aus 
Divisionen zusammen, die in der 11. Isonzo-Schlacht schwer geblutet hatten 
und noch nicht wieder ausgefüllt waren. Sie waren also keineswegs als 
voll zu rechnen. 
Die italienische 2. Armee hielt ihre Augen nach wie vor in erster 
Linie aus die Bainsizza-Hochsläche gerichtet und sah einem Angriff der 
Mittelmächte mit großer Zuversicht entgegen. Ihr Führer, General 
Capello, hielt es nicht für nötig, die feindlichen Angrifssvorbereitungen 
durch Artilleriefeuer zu zerschlagen, sondern wollte die nicht gerade reich¬ 
lich vorhandene Munition für einen Gegenangriff auffparen, mit dem er 
den Ostrand der Bainsizza-Hochsläche zu erreichen hoffte. Dementsprechend 
*) Anschluß an S. 212. 
*) Sir W. Robertson: „Soldiers and Statesmen“, S. 252. 
*) Davon 100 erst während der 11. Isonzo-Schlacht anrollend (vgl. S. 208).
	        
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