Schwierigkeiten des Aufmarsches.
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noch unvollständigen Ausrüstung der Gruppe Krauß der Angrisfsbeginn
verschoben werden, man nahm ihn für den 24. Oktober in Aussicht; die
bereits im Marsch befindliche Infanterie hatte an den ohnehin völlig über¬
lasteten Straßen einen Rasttag einzulegen. Inzwischen liefen am 20. und
21. Oktober unter anderen drei österreichisch-ungarische Offiziere, ein
Tscheche und zwei Rumänen, zum Feinde über1), von denen einer, als
Ordonnanz-Offizier einer Brigade verwendet, Karten mit Einzeichnungen
bei sich führte und Kenntnis der Angriffszeiten, nicht allerdings des An¬
griffstages hatte, denn dieser war noch nicht bekanntgegeben. Gleichzeitig
war der Isonzo zu einem gewaltigen Hindernis angeschwollen, auf den
höheren Bergen lag Schnee. Das ganze Unternehmen schien aufs äußerste
gefährdet. Weiteres Abwarten versprach keine Besserung der Verhält¬
nisse. General von Be low befahl den Angriff für den 24. Oktober.
Das inzwischen bestimmt erwartete Massenfeuer gegen die so gut wie
ungedeckten, dicht massierten Geschützaufstellungen und die in die Bereit¬
stellungsräume einrückende Infanterie blieb zwar aus, doch nahm das feind¬
liche Störungsfeuer zu, brachte auch einige Verluste, flaute aber am Vor¬
mittag des 23. Oktober wieder völlig ab. Insgesamt waren dabei nur
60 bis 80 feindliche Feuerstellungen erkannt worden, denen gegenüber
jetzt 280 eigene Batterien bereitstanden. Unterdessen besserte sich das
Wetter, die Gebirgswasser begannen abzufließen.
d) Die Lage beim Gegner vor Angriffsbeginn.
Beim Gegner war seit Abschluß der 11. Isonzo-Schlacht keine ent¬
scheidende Veränderung der Frontbesetzung festgestellt worden. Die
Kampftätigkeit hatte seit Ende September auch am Mt. S. Gabriele so
gut wie ganz aufgehört. Das Artilleriefeuer war sehr gering. Die Italiener
bauten an ihren Stellungen, auch an rückwärtigen. Rach wie vor schien die
Masse ihrer Streitkräfte südlich des Tolmeiner Brückenkopfes zu stehen.
Auf der mehr als 60 Kilometer messenden Front vom Rombon nördlich
von Flitsch bis zum Isonzo bei Selo nahm man bis zum 24. Oktobers
nicht mehr als etwa neun italienische Brigaden^) als Stellungsbesatzung
an, dazu etwa zwei in Reserve dahinter. Südlich von Selo bis zum Meere
stand der Gegner wesentlich enger; hier rechnete man einschließlich Ab-
*) Ost. amtl. Werk, VI, S. 516. - Insgesamt liefen vor Beginn des Angriffs 4 Offi¬
ziere und etwa 60 Mann über. Nach einer Mitteilung des Gen. von Krafft vom September
1941 soll die Zahl sogar noch erheblich gröher gewesen sein.
2) Nach der Lagen karte der O. H. L. vom 24. Okt. 1917.
3) Wegen der verschiedenen Stärke der italienischen Divisionen rechnete die Abt.
Fremde Heere der O. H. L. meist nach Brigaden.
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September
bis Oktober.