Vorschläge des Majors Wehell.
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ungarischer Seite eingeleitete Gedankenaustausch*) über diese Frage endete
aber am 25. Februar mit einer vorläufigen Absage deutscherseits, da rs-s-br»»».
Truppen wie Munition bis auf weiteres im Westen nicht entbehrt werden
konnten. Feldmarschall von Conrad, unmittelbar darauf zum Ober¬
befehlshaber der Heeresgruppe in Tirol ernannt, kam jedoch alsbald auf
seinen alten Plan zurück. Die Schwächung Rußlands durch die Revolution
bot seines Erachtens die Möglichkeit, Kräfte der Ostfront frei zu machen für
eine großzügige Offensive gegen Italien. Er wollte zu ihr aber nur öster¬
reichisch-ungarische Truppen verwenden, die im Osten, soweit nötig, durch
deutsche abzulösen seien, denn die Angrissstruppen in Tirol dürften nicht
„an eine — alles für sich in Anspruch nehmende — deutsche Hilfe" gebunden
werden. Folgen hatte dieser an die österreichisch-ungarische Heeresleitung
gerichtete Vorschlag einstweilen ebensowenig wie die weiteren Denk¬
schriften des Majors Wehell vom Mai und Juni, in denen dieser immer
wieder auf die Offensive gegen Italien zurückkam und Zuführung von
zwölf deutschen Divisionen für erforderlich hielt, um in gemeinsamem
Angriff das italienische Heer entscheidend zu schlagen; dabei dachte er
ebenso wie Feldmarschall von Conrad an einen Hauptangrifs aus Tirol.
Aber zunächst wurden im Westen wie im Osten noch alle Kräfte gebraucht.
In einer neuen Denkschrift vom 20. Juli schlug Major Wehell die Zeit 20.3«».
nach Abschluß der soeben begonnenen Gegenoffensive in Galizien für den
Angriff in Italien vor. Da dieser längere Vorbereitungszeit erheische,
werde er dann aber der herbstlichen Witterungsverhältnisse wegen nicht
mehr aus Tirol, sondern nur noch an der Isonzo-Front geführt werden
können. Zwei bis drei deutsche Divisionen, die vorher an der Tiroler Front
gezeigt würden, sollten den Gegner zunächst irreführen und dann noch
rechtzeitig an den Isonzo abgefahren werden. Um größte operative Wir¬
kung zu erzielen, wollte Major Wehell den Hauptstoß unter Einsatz einer
deutschen Armee von sechs bis acht Divisionen und sehr starker Artillerie
am Unterlauf des Flusses auf der Front vom Isonzo-Knie nördlich von
Eörz bis zur Küste, somit allerdings gegen den am stärksten besetzten Ab¬
schnitt der gegnerischen Front2), aus Udine, ansehen, einen Nebenangriff,
dabei etwa drei weitere, und zwar für den Gebirgskrieg ausgerüstete
1) Bd. XI, 6.491 f.; XII, 6. 548ff.
2) Hierzu schrieb Gen. d. gnf. a.D.Wetzellimguni 1941: „Ich ging damals von dem Ge¬
sichtspunkt aus, daß wir nur ganz wenig für den Gebirgskrieg ausgerüstete und geeignete
Divisionen hatten. Ich war aber, nach meinen reichlichen West-Erfahrungen gegen einen viel
härteren Feind als den durch die zehn Fsonzo-Schlachten abgekämpften Italiener, fest über¬
ragt, daß der beabsichtigte Durchbruch an der Isonzo-Front bei dem vorgeschlagenen Einsatz
von 500 schweren und 100 leichten deutschen Geschützen (außer den der Divisionen selbst und
den österreichischen) bestimmt gelingen würde."