Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Italienische Angriffserfolge. 211 
gewagten Entschluß), sich weiteren italienischen Angriffen durch Aus- £2£m& 
weichen hinter den Chiapovano-Abschnitt zu entziehen; damit sollte sich 
eine Zangenstellung ergeben, deren Nordftont nördlich an Kal vorbei gegen 
Ostsüdost verlies. Am 23. August früh befahl er die Ausführung des Rück¬ 
zuges für die Nacht zum 24. Als dann aber der Kampf am 23. ohne wesent¬ 
lichen Geländeverlust verlief und die Führer an der Front gegen das weite 
Ausweichen Bedenken aussprachen, sollte die Front zunächst nur etwa 
drei Kilometer bis in eine über Kal nach Süden zum Mt. S. Gabriele 
verlausende Linie zurückgenommen werden. 
Bis zum Morgen des 24. August erreichten die österreichisch-unga¬ 
rischen Truppen, vom Gegner unbelästigt, ihre neue Abwehrlinie; aus¬ 
gebaute Stellungen waren in ihr nicht vorhanden. Der Gegner folgte 
vorsichtig. Angriffe, die er am 25. und in den Tagen bis zum 29. August 
führte, brachten ihm nirgends nennenswerten Erfolg. General Cadorna 
ließ die Offensive daher auch hier einstellen; es sollte nur noch der Mt. S. 
Gabriele genommen werden, der über 600 Meter aufragend die Stadt Görz 
sowie das Wippach-Tal beherrscht und auch die Möglichkeit bot, von Süden 
gegen die Chiapovano-Senke zu wirken. Neben einigen Hundert Minen¬ 
werfern wurden allein 700 mittlere und schwere Geschütze gegen den Berg 
in Stellung gebracht, „in bezug auf Ausdehnung des Zieles die größte 
Anhäufung von Rohren während des Krieges"2). Trotzdem vermochten 
die österreichisch-ungarischen Truppen in heldenhafter Abwehr den Gipfel 
gegen alle, bis zum 13. September mehrfach wiederholten italienischen 
Anstürme zu behaupten. Das Unternehmen gegen den „Berg des Todes" 
war unter schweren Verlusten gescheitert. General Cadorna sah den 
Hauptgrund darin, daß sich „der kämpferische Geist der Truppen im all¬ 
gemeinen nicht aus der Höhe früherer Zeiten" gezeigt habe. 
Die schwersten Sorgen der Isonzo-Armee waren inzwischen durch das 
Herankommen zweier Divisionen von der Ostfront und mehrerer einzelner 
Regimenter aus Tirol und Kärnten behoben. Die Lage festigte und be¬ 
ruhigte sich. Aus italienischer Seite aber gaben Schwierigkeiten des Mann¬ 
schafts- wie des Munitionsersatzes, ungünstige Nachrichten von der russischen 
Front, das Eintreffen österreichisch-ungarischer Truppen von dort, die Kunde, 
daß das deutsche Alpenkorps nach Tirol komme, sowie sich verdichtende 
Meldungen über eine bevorstehende Offensive des Gegners an der Front 
*) Im öftere, amtl. Werk, VI, S. 457, wird u. a. die allerdings „wenig wahrschein¬ 
liche" Vermutung erwähnt, daß der später wieder aufgegebene Rückzugsentschluß nur gefaßt 
worden sei, um „eine Gefahr geradezu heraufzubeschwören", das hieße also, um den Ent- 
schluß zum Gegenangriff vorwärtszutreiben. 
') L. Cadorna: La Guerra alla fronte italiana II, S. 107. 
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