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Der Krieg im Westen. Schlacht bei Cambrai.
30. November.
Bei der Gruppe Busigny war der Angriffsschwung der 34. und der
vordersten Teile der 208. Infanterie-Division so groß, daß die Truppe
wiederholt in das eigene, nicht schnell genug fortschreitende Artilleriefeuer
kam. Der Gegner wurde stellenweise völlig überrascht. Der Angriff
machte über Villers Guislain hinaus rasche Fortschritte, obwohl noch
zahlreiche Widerstandsnester in verlustreichem Kampfe genommen werden
mußten. Gegen Mittag war Gouzeaucourt, wo soeben noch ein englischer
Liebesgabenzug eingelaufen war, in deutscher Hand. Etwa um 1280 er¬
reichten die vordersten Teile, die rund sieben Kilometer tief eingebrochen
waren, die großen feindlichen Munitionslager halbwegs Gouzeaucourt—
Fins. Damit war aber die Stoßkraft der durch hohe Offizierverluste
führerlos gewordenen Truppe am Ende. Die 208. Infanterie-Division
arbeitete sich bis an die Höhen westlich und südwestlich von Villers Guislain
vor, wo sie besonders an der Vaucelette-Ferme hartnäckigen Widerstand
fand. Die 183. Infanterie-Division schien in westlicher Richtung so gut
vorwärts zu kommen, daß sie gegen Mittag den Befehl erhielt, auch den
beherrschend in ihrer linken Flanke liegenden Ort Ep6hy zu nehmen.
Die benachbarte 5. Garde-Insanterie-Division, deren Unternehmungen
gegen die Gillemont- und Malakoff-Ferme gescheitert waren, sollte sich
bereithalten, dieses Vorgehen mitzumachen. Unterdessen hatten britische
Gegenstöße zunächst aus Epöhy und Lempire eingesetzt und dem sieg¬
reichen Vorwärtsstürmen der Gruppe Busigny ein Ende bereitet. Bald
darauf wurde auch die in beiden Flanken ungeschützte 34. Infanterie-
Division von der englischen Garde-Division, Kavallerie und Kampfwagen
angegriffen und zurückgedrängt. Ihre Artillerie hatte über Schelde und
Kanal noch nicht genug Munition herangebracht, um wirksam helfen zu
können. Erst östlich von Gouzeaucourt faßten die deutschen Truppen
wieder festen Fuß. Um 430 nachmittags meldete die 34. Division einen
neuen starken britischen Angriff von Westen her; der Anschluß an die 28.
und 208. Infanterie-Division sei verlorengegangen; sie erbat unverzüg¬
liches Eingreifen der nachfolgenden 9. bayerischen Reserve-Division. In¬
zwischen aber brach die Dunkelheit herein.
Bei der Gruppe Arras war der Bourlon-Wald mit 16000 Gas¬
granaten, aber nur aus Feldkanonen, belegt worden, da die angeforderte
Munition für leichte Feldhaubihen ausgeblieben war; damit mußte auch
die Wirkung geringer sein. In der Frühe hatte starkes britisches Feuer auf
Bourlon und Fontaine gelegen. Die erste Bereitstellung der drei Stoß-
Divisionen wurde um 960 vormittags unbehelligt eingenommen. Auf den
feindlichen Stellungen lag nach einer kurzen Vernichtungsfeuerwelle lang¬
sames Zerstörungsfeuer. Die verfügbaren schweren Feldhaubitzen er-