Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

SS 
Der Krieg im Westen. Schlacht in Flandern. 
zuziehen, um ihnen in besserer Unterkunft Erholung zu geben. Die Deut¬ 
schen, die nicht wußten, wann der nächste Angriff komme, mußten ihre 
Truppen in dauernder Bereitschaft halten. Da die Gräben, soweit sie 
überhaupt noch vorhanden waren, voll liefen, Stollen wegen des hohen 
Grundwasserstandes nicht in die Erde getrieben werden konnten und die 
wenigen Betonunterstände nicht ausreichten, konnte die Mehrzahl der 
Verteidiger gegen das gewaltige Artilleriefeuer nur in den zum Teil mit 
Wasser gefüllten Granattrichtern notdürftig Schutz finden. Diese Verhält¬ 
nisse führten noch mehr als die blutigen Verluste zu schneller Abnutzung 
der Truppen und wurden neben der geringeren zahlenmäßigen Stärke 
der deutschen Divisionen und der außerordentlichen Unterlegenheit an 
Geschützen und Munition die Ursache dafür, daß bei der deutschen Abwehr 
wesentlich mehr Divisionen ablösungsbedürftig wurden als beim gegne¬ 
rischen Angriff1). 
Oberste Heeresleitung, Heeresgruppe und Armee haben 
wiederholt erwogen, ob es nicht möglich sei, der britischen Offensive durch 
größeren eigenen Angriff zuvorzukommen oder sie später dadurch zum 
Scheitern zu bringen. Die nötigen Kräfte standen indessen nicht zur Ver¬ 
fügung. Die auf dem Kampfselde in Flandern innerhalb von etwa vier 
Monaten eingesetzten 73 deutschen Divisionen konnten nur dadurch auf¬ 
gebracht werden, daß abgekämpfte Divisionen der 4. Armee gegen frischere, 
bei anderen Armeen ausgetauscht wurden. Ein nennenswerter Uberschuß 
war niemals vorhanden. Ganz besonders aber war die Menge an Batterien 
und Artillerie-Munition nicht verfügbar, die man für einen Angriff gegen 
den zahlreicheren, mit allen Kampfmitteln überreichlich ausgestatteten 
Feind gebraucht hätte. Eine größere Gegenoffensive kam infolgedessen 
nicht zustande, sondern nur der örtlich beschränkte, durch verhältnismäßig 
viele Batterien und Luftstreitkräfte unterstützte Angriff bei Nieuport. Der 
dabei erzielte volle Erfolg hob die Zuversicht der deutschen Truppen und 
nahm dem längs der Küste geplanten britischen Vorstoß das Sprungbrett. 
Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Gegner war es eine 
ungemein schwere Aufgabe für die deutsche Führung, Mittel zu 
finden, um ihrem wirksamer gewordenen Angriffsverfahren zu begegnen 
und der Front immer wieder rechtzeitig die nötigen Ablösungen und Ver¬ 
stärkungen zuzuführen. Vor und während der Schlacht hielten General 
Sipt von Armin und sein Generalstabschef fast täglich Besprechungen bei 
Gruppen und Divisionen ab, um sich über Lage und Erfahrungen zu unter¬ 
richten und danach ihre Anordnungen zu treffen. Häufig war General 
von Kühl zugegen, mehrmals haben auch Kronprinz Nupprecht von Bayern 
!) S. 95.
	        
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