Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Der Krieg im Westen. Schlacht in Flandern. 
21 Oktober Fn einer Besprechung am 18. Oktober vertrat General von Kühl die 
Ansicht, daß bei eintretendem Krästemangel an den Hauptdruckstellen bis 
an die Linie zurückgegangen werden müsse, die als Grenze des Ausweichens 
nach Osten bezeichnet worden war. General Sixt von Armin und sein 
Chef des Stabes wandten dagegen ein: Mit jedem Schritt rückwärts ver¬ 
schlechtere sich die Lage, da es an schußsicherer Unterkunft fehle; es sei aus¬ 
geschlossen, sie in jener Linie bis zum Winter einigermaßen hinreichend zu 
schaffen. Für den Feind würden dagegen die Bedingungen günstiger 
werden; er käme aus dem Trichterfelde heraus in ein Gelände, das nach 
früheren Erfahrungen auch im Winter gangbar sei. Werde die genannte 
Linie durchbrochen, so sei der Schutz der Unterseebots-Basis nicht mehr ge¬ 
währleistet. Die Armee habe daher die feste Absicht, die Schlacht, wenn irgend 
möglich, vorwärts dieser Linie abzuschließen. General v o n Ku h l beendete die 
Erörterung mit der Bemerkung, daß die Heeresgruppe in dieser Beziehung 
keine Befehle erteilen wolle; er glaube auch nicht, daß die Oberste Heeres¬ 
leitung dies tun werde. Er bat aber, die Anregung in Erwägung zu ziehen. 
Im Anschluß an diese Besprechung stellte das Armee-Oberkom¬ 
mando 4 in einem Bericht vom 21.Oktober die Frage, ob es auf die 
Dauer möglich sei, die Aufgabe der Armee in der „reinen Abwehr" zu erfüllen. 
Trotz aller zugeführten Verstärkungen sei ein „auch nur annähernder Aus¬ 
gleich mit den personellen und materiellen Streitmitteln des Feindes" nicht 
erreicht worden, vor allem nicht an Artillerie, namentlich schwersten weit¬ 
tragenden Kalibers. Diese bringe den zurückgehaltenen Truppen meist schon 
ernste Verluste bei, ehe sie das eigentliche Kampffeld erreichten. Die eigene 
Artillerie versuche ihre Unterlegenheit an Zahl durch überlegene Leistung aus¬ 
zugleichen. Das verbrauche aber die Kräfte in hohem Maße und nütze zugleich 
das Material stark ab. Es fehlten auch die dem Gegner zur Verfügung stehen¬ 
den zahlreichen Hilfsformationen, besonders für den anstrengenden Muni- 
tionstransport durch das Trichtergelände. Fn den drei Monaten vom 11. Juli 
bis 10. Oktober hätten 63 eingesetzte Divisionen 159000 Mann verloren. 
Dazu kämen „die seelischen Eindrücke, denen auch die bravste Truppe unter¬ 
worfen ist", besonders bei der Infanterie, die „dem fortgesetzten feindlichen 
Feuer und den Unbilden der Witterung in dem durchweichten Trichter¬ 
gelände ausgesetzt ist, ohne daß ihr wegen der sich schnell folgenden feind¬ 
lichen Großangriffe einigermaßen ausreichende Ruhe verschafft werden 
kann". Wenn auch die Truppe „fast ausnahmslos das Höchste" leiste, so 
müsse doch damit gerechnet werden, daß der Gegner bei dem gegebenen 
Stärkeverhältnis langsam weiter Gelände gewinne. Auf die Dauer könne 
er nur durch Angriff aufgehalten werben1). 
!) Weiteres hierzu S. 327.
	        
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