Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

Kampfverfahren. Deutscher Gegenangriffsplan. 
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Basis in Frage gestellt werde; es komme daraus an, den Winter über in 
Flandern kampfkräftig auszuhalten*). Die 4. Armee meldete, es fei nötig, 
Anschluß zu behalten im Norden an den Yser-Kanal und das Überschwem¬ 
mungsgebiet, im Süden an die Lys, und legte eine Karte vor, in die vier 
hintereinander liegende Kampfzonen eingezeichnet waren, nebst einer Ab¬ 
schlußlinie, die den höchstzulässigen Geländeverlust begrenzte; diese Linie 
verließ die Yser nördlich von Dixmude, führte über Werden, westlich von 
Roulers und Menin vorbei an die Lys bei Deulemont. Die Heeres¬ 
gruppe betonte dazu, daß es sich weniger um zähes Festhalten der in Aus¬ 
sicht genommenen Kampfzonen handeln werde, als um eine mehr elastische 
Abwehr — nötigenfalls bemessenes Nachgeben auf den Hauptdruckstellen 
und Gegenangriffe gegen die Flanke der feindlichen Angriffssront. 
In diesem Sinne hatte sie bereits am 5. Oktober eine Offensive aus 
der Gegend von Gheluvelt gegen die rechte Flanke der im Dpern-Bogen 
vorstoßenden Engländer angeregt. Die 4. Armee war dazu natürlich 
gerne bereit, meldete aber: Vorläufig seien die erforderlichen Kräfte nicht 
vorhanden. Die Armee könne sich nur mit größter Mühe der schnell auf¬ 
einanderfolgenden Anstürme erwehren. Teilweise müßten abgekämpfte 
Divisionen als Eingreif-Divisionen verwendet werden. Für den Angriff 
würde kaum mehr als die Hälfte der gegenüberstehenden feindlichen Ar¬ 
tillerie und nicht annähernd die Munitionsmenge, die der Feind habe, ver¬ 
fügbar gemacht werden können. Der Gegner erreiche mit seinen ge¬ 
waltigen Kampfmitteln bei jedem Großangriff etwa einen bis eineinhalb 
Kilometer Geländegewinn. Auf mehr dürfe man selber auch nicht rechnen. 
Ein solcher Erfolg würde die Briten immerhin einengen, zu Umgruppie¬ 
rungen zwingen und ihre Offensive zum Stocken bringen. Ein Zeitgewinn 
von nur acht Tagen wäre für das Durchhalten bis zum Winterbeginn von 
großer Bedeutung. Da aber auch die Heeresgruppe die erforderlichen Kräfte 
nicht geben konnte, mußte der Angriffsgedanke zurückgestellt werden. 
Der 4. Oktober hatte den Briten zwar einen erheblichen Erfolg ge¬ 
bracht, die Annahme, daß ein allgemeiner Rückzug der deutschen 4. Armee 
bevorstünde, aber als irrig erwiesen. Die Jahreszeit war inzwischen weit 
fortgeschritten. Die „Doppelwirkung von Regen und Granatfeuer" machte 
„jede Bewegung unendlich schwierig"2). Feldmarschall Haig begann zu 
zweifeln, ob es vor Winterbeginn noch gelingen werde, den Rest des Höhen¬ 
rückens Gheluvelt—Passchendaele—Staden zu erobern, und dachte kaum 
noch an Gewinnung der flandrischen Küste vor dem Winter. Er war aber 
1) S. 1. 
2) „Haig's Despatches“, S. 127. 
Weltkrieg. XIII. Bd. 
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