Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

30 Der Krieg im ÄZesten. Schlacht in Flandern. 
^ bis Das neue Kampferfahren hatte sich am 4. Oktober nicht bewährt. 
S.ou»b«. ^ vec|t5rtte Besatzung der vorderen Kampfzone war, nachdem sie große 
Verluste durch Artilleriefeuer erlitten hatte, durch die zahlenmäßig weit 
überlegene, von Tanks begleitete feindliche Infanterie überrannt worden. 
Alle hinter den Gruppen sperrt und Wytschaete befindlichen Eingreis- 
Divisionen hatten eingesetzt werden müssen1). Das Armee-Oberkommando 
kam zu dem Schluß, daß es kein Mittel gäbe, die Stellung gegen die über¬ 
wältigende feindliche Artillerie- und Infanterie-Überlegenheit zu halten; 
Eeländeverlust sei bei feindlichem Großangriff unvermeidlich. Bisher hatte 
die Oberste Heeresleitung den hohen Ausfall der Großkämpfe zu decken 
vermocht, auf die Dauer war das aber nicht möglich. General Eudendorff 
regte daher wie schon Ende Juni-) die Schaffung eines „Vorfeldes" an. 
Dementsprechend ordnete General Sixt von Armin am 7. Oktober an, die 
vorderste Trichterlinie an der Großkampsftont, soweit ein natürliches 
Hindernis fehlte, nur mit einem ganz dünnen Postenschleier zu besehen, 
dazu einige leichte Maschinengewehre. 500 bis 1000 Meter dahinter sei 
als vorderer Rand der „Großkampszone" eine „Hauptwiderstandslinie 
einzurichten. Vernichtungs- und Sperrfeuer war vor die vorderste Posten¬ 
linie einzuschießen. Unter seinem Schuh sollten die Vorposten ihre Stel¬ 
lungen gegen kleinere Angriffe halten, geringe Einbrüche des Feindes 
waren durch Gegenstöße wieder auszugleichen. Bei unmittelbar bevor¬ 
stehendem feindlichem Großangriff dursten die Posten aus Befehl aus¬ 
nahmsweise zurückgenommen werden. Entsprechend dem Vordringen des 
Gegners war dann das Vernichtungs- und Sperrfeuer vor die Haupt¬ 
widerstandslinie, nach Bedarf auch noch weiter zurückzuziehen. Anderer¬ 
seits sollte nach wie vor jede Gelegenheit zum Gegenstoß auch über die 
Hauptwiderstandslinie hinaus ausgenutzt werden. Man war sich über die 
Schwierigkeiten des neuen Verfahrens klar. Auch war, wenn der Gegner 
die neue Kampsweise erst durchschaut hatte, zu gewärtigen, daß er die Vor¬ 
posten zurückdrückte und sich dicht an die Hauptwiderstandslinie heranschob. 
Das brauchte aber Zeit, die dem Verteidiger zugute kam. 
Im Zusammenhang mit der Neuregelung des Kampfverfahrens hatte 
die Oberste Heeresleitung auch ein Urteil darüber gefordert, welcher Ge- 
ländeverlust noch tragbar sei, ohne daß die Sicherung der Unterseeboots- 
1) Persönl. Kr.Tgb. des Gen. von Kühl, 5.Okt. 1917: „Die Schlacht war nicht sehr 
günstig gestern; großer Verbrauch von Divisionen, die Eingreif-Divisionen mußten nun doch 
alle hineingeworfen werden, kamen nun aber alle spät und verzettelt. Die neue Taktik... 
war viel zu schematisch ... Man muh mehr Freiheit lassen. Die Verstärkung der vordersten 
Linie nutzt nichts, sie wird doch überrannt." 
2) S. 56.
	        
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