30 Der Krieg im ÄZesten. Schlacht in Flandern.
^ bis Das neue Kampferfahren hatte sich am 4. Oktober nicht bewährt.
S.ou»b«. ^ vec|t5rtte Besatzung der vorderen Kampfzone war, nachdem sie große
Verluste durch Artilleriefeuer erlitten hatte, durch die zahlenmäßig weit
überlegene, von Tanks begleitete feindliche Infanterie überrannt worden.
Alle hinter den Gruppen sperrt und Wytschaete befindlichen Eingreis-
Divisionen hatten eingesetzt werden müssen1). Das Armee-Oberkommando
kam zu dem Schluß, daß es kein Mittel gäbe, die Stellung gegen die über¬
wältigende feindliche Artillerie- und Infanterie-Überlegenheit zu halten;
Eeländeverlust sei bei feindlichem Großangriff unvermeidlich. Bisher hatte
die Oberste Heeresleitung den hohen Ausfall der Großkämpfe zu decken
vermocht, auf die Dauer war das aber nicht möglich. General Eudendorff
regte daher wie schon Ende Juni-) die Schaffung eines „Vorfeldes" an.
Dementsprechend ordnete General Sixt von Armin am 7. Oktober an, die
vorderste Trichterlinie an der Großkampsftont, soweit ein natürliches
Hindernis fehlte, nur mit einem ganz dünnen Postenschleier zu besehen,
dazu einige leichte Maschinengewehre. 500 bis 1000 Meter dahinter sei
als vorderer Rand der „Großkampszone" eine „Hauptwiderstandslinie
einzurichten. Vernichtungs- und Sperrfeuer war vor die vorderste Posten¬
linie einzuschießen. Unter seinem Schuh sollten die Vorposten ihre Stel¬
lungen gegen kleinere Angriffe halten, geringe Einbrüche des Feindes
waren durch Gegenstöße wieder auszugleichen. Bei unmittelbar bevor¬
stehendem feindlichem Großangriff dursten die Posten aus Befehl aus¬
nahmsweise zurückgenommen werden. Entsprechend dem Vordringen des
Gegners war dann das Vernichtungs- und Sperrfeuer vor die Haupt¬
widerstandslinie, nach Bedarf auch noch weiter zurückzuziehen. Anderer¬
seits sollte nach wie vor jede Gelegenheit zum Gegenstoß auch über die
Hauptwiderstandslinie hinaus ausgenutzt werden. Man war sich über die
Schwierigkeiten des neuen Verfahrens klar. Auch war, wenn der Gegner
die neue Kampsweise erst durchschaut hatte, zu gewärtigen, daß er die Vor¬
posten zurückdrückte und sich dicht an die Hauptwiderstandslinie heranschob.
Das brauchte aber Zeit, die dem Verteidiger zugute kam.
Im Zusammenhang mit der Neuregelung des Kampfverfahrens hatte
die Oberste Heeresleitung auch ein Urteil darüber gefordert, welcher Ge-
ländeverlust noch tragbar sei, ohne daß die Sicherung der Unterseeboots-
1) Persönl. Kr.Tgb. des Gen. von Kühl, 5.Okt. 1917: „Die Schlacht war nicht sehr
günstig gestern; großer Verbrauch von Divisionen, die Eingreif-Divisionen mußten nun doch
alle hineingeworfen werden, kamen nun aber alle spät und verzettelt. Die neue Taktik...
war viel zu schematisch ... Man muh mehr Freiheit lassen. Die Verstärkung der vordersten
Linie nutzt nichts, sie wird doch überrannt."
2) S. 56.