Volltext: [Der Weltkrieg 1914 bis 1918 / Die militärischen Operationen zu Lande ] ; Der Weltkrieg 1914 bis 1918. Die militärischen Operationen zu Lande. 14,1 Die Kriegführung an der Westfront im Jahre 1918 : [Hauptbd.] (14,1 1944)

Drängen der O.H. L. auf rasches Handeln. 
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Am 1. Oktober erfuhr sie aber von Major Freiherr von dem Bussche, den i.o«o<>«. 
General Ludendorfs nach Berlin entsandt hatte, um — wenn gewünscht — 
im Reichstage Auskunft über die Kriegslage zu geben, daß in der Frage 
der für jenen Tag in Aussicht gestellten Regierungs-Neubildung bisher 
noch nichts erreicht sei. Major von dem Bussche erhielt daher am 1. Oktober 
mittags den Auftrag, Vizekanzler von Payer darzulegen: Nachdem die 
Oberste Heeresleitung einmal den schweren Entschluß gefaßt habe, müsse sie 
darauf bestehen, daß keine Zeit verloren werde; man müsse sich mit der Re¬ 
gierungsbildung beeilen. Der Vizekanzler wollte tun, was in seinen Kräften 
stehe; doch sei der neue Kanzler noch nicht ernannt, und es sei auch nicht 
sicher, ob es ihm gelingen werde, ein Kabinett zu bilden; ob denn die Aus¬ 
gabe des Friedensangebots nicht hinausgezögert werden könne. Die 
Oberste Heeresleitung befürchtete eine Verschleppung. Daher antwortete 
der Generalseldmarschall selbst: Rur falls bis heute um 7—8° abends ge¬ 
sichert wäre, daß Prinz Max die Regierung bilde, sei er mit Aufschub des 
Angebots bis 2. Oktober vormittags einverstanden; andernfalls halte er 
dessen Ausgabe noch heute Nacht für geboten. Schon vorher aber hatte 
General Ludendorff in Gegenwart des Obersten Heye die Legationsräte 
von Leisner und von Grünau, welch' letzterer sich im Gefolge des Kaisers 
befand, ersucht, bei Staatssekretär von Hintze dringend sofortige Hinausgabe 
des „Friedensangebots"^) zu erbitten, und dabei, offenbar bewußt, um 
seiner Forderung Nachdruck zu geben, die Lage an der Front in besonders 
düsteren Farben geschildert^): Heute hielte die Truppe noch und wir seien 
noch in einer würdigen Lage; es könne aber jederzeit ein Durchbruch er- 
folgen, und dann käme unser Angebot im allerungünstigsten Moment. Er 
käme sich vor wie ein Hazardspieler, und es könne jederzeit irgendwo eine 
Division versagen. Legationsrat von Grünau fügte seiner Meldung hinzu, 
er habe den „Eindruck, daß man hier völlig die Nerven verloren" habe. 
Dieser Eindruck war zwar unzutreffend, setzte sich aber bei den Regierungs- 
stellen in Berlin fest. 
1) gm „Friedensangebot" sollte das Waffenftillstandsersuchen mit enthalten sein. 
2) Hierzu schrieb Gen. von dem Bussche im Sept. 1943: „Das Drängen Ludendorffs 
auf schnelle Herausgabe des Angebots hatte seinen wesentlichsten Grund darin, eine schnelle 
Bildung der Regierung zu erzwingen. Nur solange die Regierung noch nicht gebildet war, 
hielt der scharfe Druck von Spa her an. Wer den politischen Schacher um die Ministerposten 
pp. in Berlin miterlebt hat, wie ich es zu meinem Entsetzen tun muhte, wird das verstehen. 
Trotzdem machte ich von Berlin aus gegen das Drängen starte Einwände, weil ich schon 
sah und fühlte, wie das später ausgeschlachtet werden würde, erhielt aber von General 
Ludendorff am Telephon — persönlich von ihm — die Antwort: «Ich will die Politiker 
in Berlin zwingen, endlich zu handeln und eine aktionsfähige Regierung zu bilden. Also 
drängen Sie energisch weiter»". — Denselben Gmnd für das Drängen des Gen. Ludendorff 
gibt der damalige Maj. von Stülpnagel bereits in einer Niederschrift vom Jan. 1919 an.
	        
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