Volltext: Die unzureichende Kriegsrüstung der Mittelmächte als Hauptursache ihrer Niederlage (Ergänzungsheft 4 1932)

Die unzureichende Kriegsrüstung der Mittelmächte usw. 
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Tut er es dennoch, so kann man ihn moralisch oder durch militärischen; 
Gehorsam dazu zwingen. 
Selbstverständlich vermag der Feldherr ebenso wie der ausübende 
Künstler oder Wissenschaftler viel. Er kann vieles ausgleichen, was am 
Material fehlt, aber schließlich findet auch das Genie seine Grenzen am 
Widerstand der Materie. Ein Napoleon Bonaparte vermochte das zer¬ 
lumpte Heer der ersten französischen Republik zu feldzugentscheidenden 
Erfolgen zu führen, zur Entscheidung, die bisher keiner der Feld¬ 
herren der Republik erkämpfen konnte, aber er stand keiner zahlen¬ 
mäßigen Überlegenheit gegenüber. Was ihm gegenüberstand, wurde von 
einer braven Mittelmäßigkeit geführt, welche die anfangs zum Teil 
sicher vorhandene innere Überlegenheit der Truppe nicht gegen das 
überragende Genie des Gegners zu verwerten wußte. Aber nach einer 
Reihe beispielloser Erfolge scheiterte auch er, erst an den materiellen 
Schwierigkeiten eines Kriegsschauplatzes, dann an einer Überlegenheit 
an Zahl und innerer Tüchtigkeit der Truppen, die selbst sein überlegenes 
Können nicht mehr wettzumachen vermochte. Ein Prinz Eugen von 
Savoy en konnte das wahrscheinlich am meisten vernachlässigte Heer 
aller Zeiten derart mit seinem Feuergeiste erfüllen, daß es das stärkste* 
beste (und meist auch gut geführte) Heer seiner Zeit selbst dann ent¬ 
scheidend zu schlagen verstand, wenn es eine ansehnliche Überlegenheit 
besaß. Aber selbst er vermochte in den Feldzügen, die er als kom¬ 
mandierender General führte, oft keine Entscheidung herbeizuführen, 
weil auch er nicht imstande war, der Übermacht des Materiellen immer 
Herr zu werden. Friedrich der Große konnte in sieben harten und ver¬ 
lustreichen Feldzügen das ererbte beste Kriegsinstrument aller Zeiten, 
gestützt auf einen beispiellos straff organisierten Staat, gegen fast drei¬ 
fache Übermacht von Sieg zu Sieg führen: eine positive Entscheidung 
vermochte er nicht zu erringen, auch er konnte der großen Übermacht 
nicht Herr werden und mußte sich schließlich mit einem Ab wehrer folge, 
mit der Behauptung seiner Eroberungen, begnügen. 
Die Zeit nach 1848, die Zeit des Liberalismus, Parlamentarismus 
und der Demokratie, war dem Emporkommen solcher überragender 
Feldherrngenies nicht günstig. Die einzige Kraftnatur, die zu Beginn 
dieser Periode noch die Zeit und ihre Ideen zu überwinden wußte, 
Bismarck, der dem Feldherrn ein überlegenes Instrument in die Hand 
gab, errang auch den großen Erfolg. 
Das Auftreten und Emporkommen militärischer Phänomene, wie 
der eben genannten, ist überhaupt eine Seltenheit. Kein Staatsmann oder 
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