Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 5. Heft (5. Heft / 1956)

nigungen eingekauft wurde. Olivenöl, feinste Seifen, 
Gummiwaren und noch vieles andere. Vom Untersee 
bootkrieg hatten die Italiener sicher noch nichts gespürt. 
Die Bevölkerung war zumeist mit der fliehenden Truppe 
mitgezogen und ließ die gesamte Habe liegen. Wer hier 
geblieben war, litt keinen Schaden, denn das Plündern 
war streng verboten. Leider wurde auch unvernünftig 
zerstört und verwüstet. Der Train war ebenfalls in 
Rivignano angekommen. Da wir nicht Spitzenregiment 
waren und der Übergang über den Tagliamento erst von 
den Einundzwanzigern erkämpft werden mußte, konnte 
damit gerechnet werden, daß wir einige Tage Hierbleiben 
dürften. Endlich konnte man sich einmal gründlich wa 
schen, rasieren und die Monturen auf Glanz putze», 
vielen war es vergönnt, sogar in einem Bett schlafen 
zu können. Aus Beutepferden wurden unsere gelichteten 
Stände aufgefüllt und unsere ausgehungerten Tragtiere 
und Zugpferde genossen mit uns die Wohltaten eines 
reichen Landes. Der Kampfstand des Regiments betrug 
alles in allem rund 90 Offiziere und 1700 Mann. 
Auch am 2., 3. und 4. November waren wir noch in 
Rivignano. Am 2. (Allerseelen) und am 4. (Kaisers 
Namensfest) wurden in der Ortskirche Gottesdienste ab 
gehalten. Alle Tage gab es Platzmusik, gute Menage, 
Wein und sauberes Quartier. Was braucht ein Soldat 
noch mehr, um glücklich zu sein! Aber der Krieg ging ja 
weiter und so rief man auch Schützeuregimeut Nr. 2 gar 
bald wieder an die Front. 
Schützenregiment Nr. 21 hatte in der Nacht vom 2. 
auf den 3. November den ersten Versuch zur Forcierung 
des Tagliamento gemacht und dabei zwei Offiziere und 
54 Mann übergesetzt. Erst am 5. war der Übergang voll 
kommen erzwungen und auch unser Regiment konnte 
nun folgen. 
Schon am 4. November gegen Abend marschierte das 
III. Bataillon und die Technische Jnfanteriekompagnie 
nach Marizutta ab. Am 5. um 10 Uhr vormittags 
folgten auch das Regimentskommando und das I. und 
II. Bataillon und marschierten bis Varmo, woselbst 
auch das III. wieder zum Regiment einrückte. In Varmo 
lange Rast und um 2 Uhr Weitermarsch über eine Pon 
tonbrücke nach S. Paolo — Bando — Ramuscello und 
Bagnarola, wo wir um 11 Uhr nachts Quartiere 
bezogen. Hinter dem Tagliamento war der Tisch noch 
reicher gedeckt. Überall Weißbrot, Hühner, Gänse, 
Schweine und Wein im Überfluß. Wie arm waren da 
gegen unsere Angehörigen zu Hause! 
6. November 1917: Schönes, kühles Wetter. Seit 
11 Uhr marschbereit. Der Abmarsch erfolgte dann um 
12.15 Uhr und ging über Sesto—Cinto Caomaggiore— 
Pramaggiore nach Annone, welchen Ort wir um 
10 Uhr nachts erreichten. Die Quartiere waren schlecht 
und zu wenig, so daß ein Teil der Mannschaft auf der 
Straße nächtigen mußte. Eine größere Anzahl junger 
Burschen, denen man trotz Zivilkleider den Soldaten 
unschwer ansah, wurde nach rückwärts abgeschoben. 
Ganz eigenartig berührte die blaue Straßenbeleuchtung. 
An der Livenza kam unser Vormarsch wieder ins Stok- 
ken. Wir waren jetzt Spitzenregiment. Die Italiener 
hatten am gegenüberliegenden Ufer starke Nachhuten 
liegen und schienen gesonnen, stärkeren Widerstand zu 
leisten. 
7. und 8. November: Als allgemeine Richtung war 
dem Regiment der Vormarsch bis zur Piave über 
Motta — Malentrate — Fossalta — San Nicolo — Sal- 
garedo an der Piave anbefohlen. 
Ein erhaltener Gefechtsbericht schildert am besten die 
Situation des Regiments der Zweier im Kampf um den 
Livenza-Ubergang bei Motta. 
Gefechtsbericht 
des Regiments in der Zeit vom 7. bis 9. November 1917 
Im Sinne der Disposition des 87. Schützenbrigade 
kommandos für den 7. November wurde vom Regi 
mentskommando folgendes befohlen: 
„Das Regiment steht um 2 Uhr nachmittags auf der 
Chaussee Annone—Motta di Livenza in Marschkolonne 
mit der Tete bei der Straßenbrücke zirka 1000 Schritte 
südwestlich Annone marschbereit. Reihenfolge: Tech 
nische Jnfanteriekompagnie, Regimentsstab, II. Batail 
lon, Sturmkompagnie, I. und III. Bataillon." 
Abmarsch des Regiments um 3.30 Uhr nachmittags 
von Annone. 
Ankunft der Tete des Regiments um 4.45 Uhr nach 
mittags in I. tre ponti. Dortselbst Rast der Kolonne am 
Straßendamm. 
Regimentskommando befand sich beim Kommando des 
Schützenregiments 21, woselbst auch das 87. Schützen 
brigadekommando war. 
Um 7 Uhr nachmittags Befehl des Brigadekommandos, 
daß das II. Bataillon (Hauptmann Fischer) mit Tech 
nischer Jnfanteriekompagnie bei Zaghi zu überschiffen 
hat, mit der Aufgabe, den stark eingenisteten Gegner am 
jenseitigen Ufer zu werfen und in weiterer Folge den 
Übergang der 53. Infanteriedivision zu unterstützen. 
II. Bataillon um 7 Uhr nachmittags nach Zaghi ge 
führt — beginnt um 8.30 nachmittags die Überschiffung. 
Unter sehr lebhaftem feindlichen Infanterie- und Ma 
schinengewehrfeuer sowie Beleuchtung durch feindliche 
Scheinwerfer übersetzt zuerst der Sturmzug und die 
halbe 6. Feldkompagnie auf bereitgestellten Pontons die 
Livenza.
	        
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