Volltext: Das vorgeschichtliche Hallstatt

kann sagen: Mitte und Ende) ist im Berg nicht vertreten. Die 
fragliche Schlangenfibel aus dem Maria Theresia-Stollen 
(S. 27) muß hier außer Betracht bleiben. Fest steht jeden¬ 
falls, daß nicht ein einziges Eisengerät in den Gruben ge¬ 
funden wurde (oder erhalten geblieben ist?). War der Berg¬ 
bau damals aufgelassen47)? Woher aber dann die Gräber der 
jüngeren Stufen, die einen Fortbestand der Siedlung noch 
etwas über die Hallstattzeit hinaus bezeugen48)? 
Man hat angenommen, daß der technisch „konser¬ 
vative" Bergbau bei den alterprobten Gerätformen auch zu 
einer Zeit verblieben ist, da man im Alltagsleben schon die 
fortgeschrittenen Erzeugnisse der jüngeren Hallstattzeit 
hatte49). Es ist zuzugebeh, daß die harten Anhydrite und 
Polyhalite des Salzlagers schlechten Eisenwerkzeugen große 
Schwierigkeiten bereiten mußten und daß die alten, hart¬ 
elastischen Bronzegeräte sich zu dieser Arbeit besser eignen 
konnten. Aber dieser Versuch, den gordischen Knoten zu 
durchhauen [Aridree, L30, 63] läßt doch allzuvieles unklar 
und so hat der gleiche Verfasser zu der Erklärung gegrif¬ 
fen, daß man in der jüngeren Hallstattzeit zur Salzgewin¬ 
nung aus Sole zurückgekehrt sei. Das ist schon lange auch 
4T) Es ist nicht zu erwarten, daß Neufunde im Heidengebirge uns 
Altertümer liefern, die von den bisher gefundenen grundsätzlich ab¬ 
weichen. 
48) Fortdauer der Besiedlung ist natürlich auch ohne Salzgewin¬ 
nung denkbar. Aber dann hätte man doch das abgelegene Hochtal ver¬ 
lassen. Woher käme auch der immer noch bemerkenswerte Wohlstand 
in der jüngeren Gräberstufe? 
49) Dieser Gedanke, der Verlegenheit entsprungen, enthält ein 
Körnchen Wirklichkeit. Deutlich zeigt uns das ein interessanter ita¬ 
lischer Fund: Südetrurien und Latium verdankten ihre Fruchtbarkeit 
in antiker Zeit einem raffinierten Drainagesystem durch Felskanäle zur 
Entwässerung der wasserabsorbierenden Tuffschichten. Zur Römerzeit 
warden die Kanäle wohl noch teilweise benatzt, verfielen aber schon 
und gerieten allmählich ganz in Vergessenheit. Es handelt sich um vor¬ 
römische, also etruskische Anlagen, die z. B. in Bieda (zwischen Rom und 
Viterbo) ins 7.-6. Jhdt. v. Chr. zu datieren sind. Nun hat man in der 
römischen Campagna das Arbeitszeug eines solchen etruskischen Kanal¬ 
gräbers („fossator") gefunden : eine Art Spitzhammer ohne Griff, eine ge¬ 
wöhnliche Steinaxt, eine Lampe und einen Eisenhaken, um sie aufzu¬ 
hängen. (Koch, Mercklin und Weickert, „Bieda". Mitt. d. k. deutsch. Ar- 
chäol. Inst., Roemische Abt., 30, 1915, 187.) 
Wenn ein Steinbeil in einem Blütegebiet der Hallstattkultur, zur 
Zeit der ostalpinen Salzgewinnung, noch in Verwendung stand, wie sich 
aus diesem Fund ergibt, so kann das Vorkommen des Steinkeilfrag¬ 
ments im Kaiser Josef-Stollen des Hallstätter Bergbaues (vgl. S. 15, 31) 
(Abb. 2:10) nicht weiter überraschen. Dabei ist gar nicht mit der Wahr¬ 
scheinlichkeit gerechnet, daß der Steinkeil als Schlägel (zum Zerkleinern 
oder zum Eintreiben metallener Spitzwerkzeuge) gedient haben kann. 
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