Volltext: Die neueste Geschichte des jüdischen Volkes (10, Die Neueste Geschichte / 1929)

§ 3. Die antisemitische Petition und die Exzesse 
gender Einfluß aus Rasse-Eigentümlichkeiten entspringt, welche die deutsche Nation 
weder annehmen will noch darf, ohne sich selbst zu verlieren. Diese Gefahr ist er 
kennbar und bereits von vielen erkannt . . . Auf den bestehenden, die kapita 
listischen Interessen bevorzugenden und unter jüdischer Einwirkung entstandenen 
Gesetzen fußend, gestützt auf die Reichtümer, welche man mit geschickter und 
rücksichtsloser Ausnützung dieser Gesetze durch Wucher. Börsenspiel, Bank- und 
Aktienwesen erworben hat; Bildner der öffentlichen Meinung mittels einer zum 
großen Teil durch sie beeinflußten, feilen, gewissenlosen und korrumpierten Presse 
— hat es die jüdische Rasse verstanden, ihren unheilvollen Einfluß beständig zu 
steigern, so daß derselbe heute schon nicht allein die wirtschaftlichen Verhältnisse 
und den Wohlstand des deutschen Volkes, sondern auch seine Kultur und Religion 
mit den ernstesten Gefahren bedroht. Diese Gefahren müssen sich naturgemäß in 
dem Maße steigern, als es den Juden gelingt, scharenweise in Berufszweige und 
namentlich in amtliche Stellungen einzudringen, welche ihnen früher verschlossen 
waren . . . Wie das Judentum eine tatsächliche Macht ist, so kann es auch durch 
reelle Machtmittel bekämpft werden“. 
Auf Grund dieser den Stil Stöckers verratenden Expektorationen 
richteten die Petenten an die Regierung die folgenden Forderungen: 
i. die Einwanderung fremdländischer Juden nach Deutschland sei 
einzuschränken; 2. die Juden seien aus allen verantwortungsvollen 
Staatsämtern zu entfernen und dürften insbesondere nicht als Einzel 
richter fungieren; 3. zwecks Wahrung des christlichen Charakters 
des Unterrichtswesens seien in der Volksschule ausschließlich christ 
liche Lehrkräfte zu verwenden, und zwar selbst in dem Falle, daß sich 
die Schülerschaft zum größten Teil aus jüdischen Kindern zusammen 
setzen sollte; aber auch in den Mittel- und Hochschulen dürften Lehr 
ämter Juden nur in seltenen Ausnahmefällen und jedesmal mit einer 
speziellen Begründung übertragen werden; 4- sei in Deutschland von 
neuem eine besondere Judenstatistik einzuführen. 
Diese Anregungen waren sicherlich ganz nach dem Geschmack der 
preußischen Regierung: stand doch diese auch ohnehin nicht an, in 
den von den Petenten bezeichneten Zweigen des Staatsdienstes die ver 
fassungsmäßig garantierte Gleichberechtigung der Juden mit Füßen 
zu treten. Der reaktionäre Kultusminister von Puttkamer hatte ver 
fügt, daß Juden nicht als Gymnasiallehrer geduldet werden sollten, 
während im Verwaltungsbereiche der anderen Ministerien selbst die 
geeignetsten jüdischen Amtskandidaten in der Regel nur zu unter 
geordneten Posten zugelassen zu werden pflegten. Auch die Einwande 
rung der Juden aus Polen und Rußland stieß schon immer auf den 
Widerstand der preußischen Behörden, so daß die antisemitische Pe 
tition höchstens eine Verschärfung dieser Unterdrückungsmaßnahmen 
3 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. X 
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