Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (6, Die Neuzeit ; Erste Periode / 1927)

Anhang 
meinde Posen, Kleinpolen mit Krakau und Lublin, Rotrußland mit Lem 
berg sowie Litauen und das von diesem im Jahre 1569 losgetrennte Wolhy 
nien. Die Konferenzen der Vertreter dieser Provinzen hießen bald Waad 
der drei, bald der vier, zuweilen aber auch der fünf Länder, je nach der 
Zahl der bei der einen oder anderen Tagung vertretenen Landesverbände. 
Nachdem die litauische Judenheit wegen finanzieller und anderer Gründe 
aus dem Gesamtverbande der Kahale ausgeschieden war und einen eigenen 
Gemeindeverband ins Leben gerufen hatte (1628), konstituierte sich der 
in den Kronlanden bestehende Verband endgültig als die Vertretung der 
Länder Groß- und Kleinpolen, Rotrußland und Wolhynien (von einer 
besonderen Vertretung Wolhyniens in den vierziger Jahren des XVII. 
Jahrhunderts berichtet mit aller Bestimmtheit R. Jomtob Lippman Hel 
ler in seiner „Megillath Eba“), weshalb uns denn seit dieser Zeit nur noch 
die Bezeichnung „Waad der vier Länder“ entgegentritt, die sich auch bis 
zu der im Jahre 1764 erfolgten Auflösung dieser Institution unverän 
dert erhalten sollte. Allerdings ist das für die Geschichte des Waad in 
seinem späteren Entwicklungsstadium zutage geförderte Material noch im 
mer ergänzungsbedürftig 1 ). 
Ebenso harrt noch der Bearbeitung die Frage über die „vermittelnden 
Organe der Selbstverwaltung“, unter welcher Bezeichnung ich seinerzeit 
die Gemeindevertretertage in den einzelnen, dem Gesamtverbande der 
KaKale in Polen oder Litauen angehörenden Länder sowie die Zusam 
menkünfte der kleineren Bezirke, der „Galilim“, zusammengefaßt habe. 
In meinen „Historischen Mitteilungen“ („Woss’chod“, 1894, Heft 4 
1 ) In seiner Studie über den polnischen Waad in dem bereits mehrfach er 
wähnten russischen Sammelwerk (S. i64ff-) stellt Balaban für das Ende des XVI. 
Jahrhunderts das folgende Verzeichnis der in den Kronlanden zusammengeschlos 
senen Landesverbände der Kahale auf: Großpolen, Rotrußland, Podolien, Wol 
hynien und Litauen, ein Verzeichnis, in dem einerseits Kleinpolen mit Krakau weg 
gelassen ist, andererseits Rotrußland und Podolien, die stets ein einheitliches Ge 
biet mit der Hauptgemeinde Lemberg an der Spitze bildeten, voneinander getrennt 
erscheinen. Allerdings erwähnt er daneben einen besonderen „Bezirk Krakau-Sando 
mierz“, wie denn überhaupt das von ihm entworfene Schema der Gliederung des 
polnischen Waad äußerst kompliziert ist. Glaubt er doch auf Grund einer aus dem 
Jahre 1717 stammenden Kopfsteuertabelle für diese Zeit nicht weniger als neun 
zehn im Waad vertretene Sonderbezirke auf zählen zu müssen. Aber auch schon für 
die zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts zählt er in seinem neu erschienenen Lehr 
buch („Historja“ usw., III, 2i8f.) ganze neun solcher Landschaftsbezirke („ziem- 
stwa“) auf: Großpolen mit Posen, Krakau-Sandomierz, Rotrußland mit Lemberg, 
Lublin, Cholm, Wolhynien, Podolien, Podlachien oder der Bezirk von Tykocin und 
die Ordinacya Zamojska. Balaban scheint sich hierbei auf von ihm gesammelte, 
jedoch noch nicht publizierte Archivalien zu stützen. Wir hoffen, auf den ganzen 
Komplex im folgenden Bande dieser „Geschichte“ zurückkommen zu können. In 
dessen müssen wir schon hier der Befürchtung Ausdruck geben, daß bei der Auf 
zählung der Territorien die kleineren „Bezirke“ („Galilim“) und die umfassenderen 
„Länder“ („Medinoth“) nicht auseinandergehalten, d. h. ungleichwertige Einheiten 
einander gleichgesetzt worden sind.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.