Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (6, Die Neuzeit ; Erste Periode / 1927)

Das Wieder erwachen des östlichen Zentrums 
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„Feuer vom Himmel“ ihre Brüder in der ganzen Welt zu benach 
richtigen, um ihrer Hoffnung auf baldige Erlösung von den Leiden 
des Galuth neue Nahrung zu geben. Später bemühten sich um die Ver 
breitung von Wundermären sowie um die messianische Propaganda 
überhaupt vornehmlich die Mystiker von Safed, das in der zweiten 
Hälfte des XVI. Jahrhunderts zur Geburtsstätte der praktischen Kab 
bala werden sollte (unten, § 7). 
In engster Fühlung mit Palästina standen die jüdischen Kolonien 
in Ägypten sowie in den Reichen Nordafrikas. Nachdem Ägypten 
von der Türkei im Jahre 1517 erobert worden war, fanden hier viele 
jüdische Flüchtlinge aus dem christlichen Europa Schutz und Ob 
dach. In Alexandrien und Kairo erstanden neben den Gemeinden der 
Landeseingeborenen besondere Sephardimgemeinden. In den Händen 
der Juden von Alexandrien lag, dem Zeugnis des Bertinoro zufolge, 
der Handel mit vielen Warenarten, für die dieser Welthafen auf 
dem Venedig und Genua mit Indien verbindenden Wege als Um 
schlagsplatz diente. Unter der Mameluckenherrschaft galten als offi 
zielle Repräsentanten der ägyptischen Juden die Landes-Exilarchen, 
die sogenannten „Negidim“. Die türkische Regierung hob indessen 
diese Würde auf, und der letzte ägyptische Nagid Isaak Schalal über 
siedelte aus Kairo nach Jerusalem, wo er nicht wenig zum Ausbau 
der jüdischen Gemeindeverfassung beitrug. Aber auch nach der for 
mellen Abschaffung des Nagid-Amtes wurde es de facto von den 
in der Landeshauptstadt Kairo residierenden Oberrabbinern versehen. 
Um 102 0 übernahm dieses Amt der Talmudgelehrte David ben Simri 
(in der Literatur unter dem Namen Radbas bekannt), ein Flüchtling 
aus Spanien, der gleich vielen anderen Leidensgenossen zunächst nach 
Afrika verschlagen worden war und dann nach dem palästinensischen 
Safed kam, wo er in der bereits erwähnten Jeschiba des Joseph Sara- 
gossi seine rabbinische Ausbildung erhielt. Nach der Übernahme des 
Oberrabbinerpostens in Ägypten trat Radbas an die Neuregelung der 
Gemeindeselbstverwaltung im Lande heran. Es gelang ihm, zwischen 
den beiden jüdischen Gemeinden von Kairo, den Mustarabern und 
Maghrebiten, den Frieden wiederherzustellen. Als alteingesessene Lan 
desbewohner glaubten sich nämlich die Mustaraber berechtigt, in der 
Gemeindeverwaltung eine führende Rolle zu beanspruchen, und ver 
langten von den aus dem benachbarten Maghreb (Algerien, Tunis
	        
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