Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (6, Die Neuzeit ; Erste Periode / 1927)

Das Wiedererwachen des östlichen Zentrums 
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binerkollegium, eine Art Synhedrion, ins Leben zu rufen, dem das 
uneingeschränkte Recht zustehen sollte, in Fragen der religiösen 
Gesetzgebung allgemein verbindliche Entscheidungen zu treffen und 
sowohl für Palästina als auch für die außerpalästinensischen Gemein 
den Rabbiner zu ordinieren (das Recht der „Ssemicha“)./Auf diesem 
Wege hofften Berab und seine Gesinnungsgenossen, in der Urheimat 
des Judaismus einen alljüdischen geistigen Mittelpunkt schaffen zu 
können. Der Plan fand bei den Gelehrten von Safed einhellige Zu 
stimmung und nach Bildung eines fünfundzwanziggliedrigen Kolle 
giums übertrugen sie die Rabbinerwürde und das Amt des Jeschiba- 
oberhauptes Jakob Berab (i538). In einem Sendschreiben an die 
Gelehrten von Jerusalem erklärten sie, daß sie sich bei ihrem Ent 
schluß, ein maßgebendes, mit weitestgehenden Vollmachten ausge 
stattetes Rabbinat zu errichten, von dem Bestreben hatten leiten las 
sen, im Lande der Vorfahren „das gestürzte Banner der Thora wie 
der aufzupflanzen“, um so für jene von den Propheten verheißene 
Zeit Vorsorge zu treffen, da „der Herr in der Stadt der Wahrheit 
wieder Räte und Richter einsetzen wird“. Zugleich teilten sie mit, 
daß Berab die Vollmacht erhalten hätte, würdigen Männern im Na 
men des Kollegiums die Rabbinerwürde zu verleihen. Der in Safed 
gefaßte Beschluß stieß jedoch sofort auf ernstlichen Widerstand. 
Der Oberrabbiner von Jerusalem, Levi ben Chabib, und seine Amts 
genossen waren aufs äußerste darüber entrüstet, daß die Gelehrten 
von Safed eigenmächtig und ohne eine maßgebende Versammlung 
angehört zu haben, über eine Sache von gesamtnationaler Bedeutsam 
keit Beschluß gefaßt hätten. So erklärte denn Chabib den Beschluß 
für unverbindlich und gab in seinem Antwortschreiben der Befürch 
tung Ausdruck, daß das eigenmächtig zusammengetretene Synhedrion 
in der bestehenden rabbinischen Gesetzgebung nur Verwirrung stif 
ten würde. Zwischen Berab und Chabib entbrannte eine Polemik, in 
deren Verlauf die Parteien zuweilen auch vor persönlicher Ver 
unglimpfung nicht zurückschreckten (so machte Berab seinem Wi 
dersacher sogar die von diesem in seiner Jugend erduldete „Namens 
änderung“ zum Vorwurf). Der Kampf wurde indessen nicht allein 
mit der Feder ausgetragen: es fanden sich niederträchtige Gesellen, 
die bei den türkischen Behörden die Anzeige erstatteten, daß die Ju 
den sich mit separatistischen Plänen trügen, worauf Jakob Berab 
wegen der ihm nun drohenden Gefahr Safed schleunigst verlassen
	        
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