Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (6, Die Neuzeit ; Erste Periode / 1927)

§ 3. Der geistige Mittelpunkt in Palästina 
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landwirtschaftlichen Erzeugnisse Obergaliläas nach der nächstgele 
genen Großstadt Damaskus, dem Brennpunkt des jüdischen Handels 
in Syrien. Mit der steigenden Zuwanderung der Sephardim nahmen 
die Gemeinden der beiden Städte einen raschen Aufschwung. Der 
Vorkämpfer der Sephardim war in Safed der aus Sizilien ausgewie 
sene Joseph Saragossi, der um i5oo in Palästina eingetroffen war. 
Die Bedeutung des Saragossi für Safed war nicht geringer als die 
des Obadja Bertinoro für Jerusalem: er schloß die alteingesessenen 
und die neu zugewanderten Juden zu einer Einheitsgemeinde zusam 
men und begründete in der Stadt eine Hochschule für das Talmud 
studium. Im Jahre IÖ2 2 umfaßte die Gemeinde von Safed bereits 
dreihundert Familien. Ein jüdischer Reisender aus Italien, der um 
jene Zeit in Galiläa weilte, weiß über die Wirtschaftsverhältnisse des 
Landes und über die neuentstandene Gemeinde von Safed folgendes 
zu berichten: „Safed ist überreich an Getreide und Olivenöl, welche 
Erzeugnisse hierzulande für ein Nichts zu haben wären, wenn man 
sie nicht nach Damaskus ausführte. Nicht unerheblich ist auch die 
Zahl der jüdischen Kaufleute, die mit Waren aus Damaskus hierher 
kommen. Diejenigen, deren Barschaft für den Handel nicht ausreicht, 
widmen sich dem Handwerk. In Palästina sind am reichlichsten die 
vier folgenden Hauptarten von Handwerkern vertreten: Weber, Gold 
schmiede, Schuster und Gerber; daneben gibt es aber auch Zimmer 
leute. Wer kräftig genug ist, kann sich als Tagelöhner verdingen; 
auch Schneidermeister werden hier wohl ihr Brot verdienen können. 
Wer dagegen weder ein Handwerk erlernt hat noch über Barmittel 
verfügt, soll lieber in Italien bleiben, denn er wird seine Übersied 
lung bereuen und wieder zurückkehren müssen“. — In dem zu neuem 
Leben erwachten Galiläa gab es indessen noch einen hoch in Ehren 
stehenden Beruf: den des Gelehrten. Schon in den dreißiger Jahren 
des XVI. Jahrhunderts wies die Gemeinde von Safed hervorragende, 
an der dortigen Jeschiba wirkende Talmudgelehrte auf, so daß die 
neue Kolonie der von Jerusalem den geistigen Vorrang streitig ma 
chen konnte. 
An der Spitze der Talmudgelehrten von Safed stand ein Mann von 
großer Tatkraft, der Rabbiner Jakob Berab (i474—i54i), der nach 
der Vertreibung aus Spanien seinen Wohnsitz zunächst in Nordafrika 
aufgeschlagen hatte und dann nach Palästina übersiedelte. Berab 
trug sich mit dem großzügigen Plan, in Palästina ein oberstes Rab
	        
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